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Fox 34 SC im Test

Fox 34 SC im Test

04.10.21 08:41 8.877Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Wie gemacht für Down-Country? Wir haben die neue Fox 34 SC ausprobiert.04.10.21 08:41 9.216

Fox 34 SC im Test

04.10.21 08:41 9.2167 Kommentare Luke Biketalker
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Erwin Haiden
Wie gemacht für Down-Country? Wir haben die neue Fox 34 SC ausprobiert.04.10.21 08:41 9.216

Manch Fahrstil und Einsatzzweck macht es der Komponentenauswahl nicht gerade einfach. Vor allem die Generation der jungen Wilden im Crosscountry wandelt auf einem schmalen Grat. Natürlich soll der schnelle Hobel leicht und effizient bleiben; mit gesteigertem Fahrkönnen der Piloten werden die XCO-Kurse und Trainingsrunden aber auch weitaus aggressiver gefahren, werden Linien technischer, und vor allem rückt auch der Fahrspaß mehr in den Fokus.
Gabelseitig gehört in Fox Crosscountry-Universum traditionell betrachtet natürlich eine leichte 32 SC ans Rad. Doch wenn Fahrer bergab die Grenzen ausloten möchten, kann die schlanke Forke zu - naja - schlank sein. Die steifere und präzisere Trailgabel 34 wäre da oft die logische Wahl, trägt aber für den Renneinsatz zu viel Speck auf den Rippen.

Genau hier setze Fox mit der 34 SC an, versuchte Leichtgewicht mit Trail-Performance zu verschmelzen und brachte die 34 Step Cast mit ihren 34 mm Standrohren vor wenigen Monaten in die zweite Generation. Wir hatten bereits die Möglichkeit, damit über die Trails zu toben.

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FOX 34 SC

Die alte Fox 34 SC war eine wirklich gute Gabel, ersetzte damals in meinem Transition Smuggler als 120 mm Variante eine auf 130 mm getravelte 36 und durfte dauerhaft bleiben. Im echten XCO-Einsatz oder auf langen Marathons, dort, wo Fahrer auch 2021 ob der paar Gramm nach wie vor gerne auf die Vorzüge von Dropper-Posts verzichten, da war sie aber nach wie vor zu schwer.
Mit den neuen 34 SC des MY22 ziehen die Füchse die Schrauben nochmals an und drücken das Gewicht auf offizielle 1.496 Gramm. Unser Sample (29“, 100 mm, Fit4, 44 mm Offset) bringt mit ungekürztem Steuerrohr und inklusive Kabolt-Achse (44 Gramm) 1.517 Gramm auf die Waage - immerhin rund 150 Gramm weniger als der Vorgänger.

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In der ersten Generation 34 Step Cast sparte man vor allem an der Außenseite der Ausfallenden Material ein; auch das damit verkürzte Innenleben und die gekürzten 34 mm Standrohre drückten damals das Gewicht. Jetzt, in der zweiten Generation, nähert sich die Gabel deutlich mehr der schlanken 32 SC an.
Die Gabelkrone fällt insgesamt schmäler aus und das bezeichnende „Step Cast“-Element wandert von außen nach innen. Dies spart durch Materialreduktion natürlich erstmal Gewicht, soll dank eines komplett überarbeiteten Castings, größerer Überlappung der gleitenden Bauteile und der neu gezeichneten Gabelbrücke - analog zur neuen 38 und 36 nun deutlich runder - aber keinerlei Steifigkeitseinbußen nach sich ziehen.
Was der schlanke Fußabdruck sehr wohl mit sich bringt, ist ein maximaler Bremsscheibendurchmesser von 180 mm - mehr passt einfach nicht unter die „Stufe“ des Step Cast. Und auch die Reifenfreiheit sinkt von einst 29 x 2.6“ auf nunmehr 29 x 2.3“, je nach Hersteller maximal 2.4“. Hier sollte man gegebenenfalls vor Antritt der Fahrt prüfen. Unser 2,35“ Magic Mary ließ sich mit 30er Felge jedenfalls noch ins Chassis quetschen.

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Factory, Kashima, Float und 3-POS-FIT4      

Die von uns getestete 100 mm Gabel kommt im Factory-Trimm (34 FLOAT SC 29" FIT4 3Pos-Adj., 44 mm Offset) auf 1.359,- Euro. Äußerlich unverkennbar goldig glänzend, kitzelt an Fox Factory Gabeln traditionell eine genuine Kashima Coat-Beschichtung an den Standrohren das letzte Quäntchen an feinem Ansprechverhalten aus dem Fahrwerk. Das ist aber maximal die Spitze des Eisbergs.
Im Inneren der Gabel arbeitet eine gekapselte FIT4 Dämpferkartusche. Um dem Fahrer die Abstimmung etwas zu erleichtern, bietet die Kartusche drei einstellbare Druckstufenpositionen (Open, Medium und Firm), um die Gabel an die jeweiligen Geländeanforderungen schneller und präziser anpassen zu können. Als Factory-Modell verfügt unsere Testgabel zusätzlich über eine Lowspeed-Druckstufeneinstellung mit 18 Klicks. Diese wirkt sich direkt auf den offenen Modus (daher Open Mode Adjust) aus.
Die Dämpfung wurde in diesem Jahr mit Erfahrung aus dem HSC/LSC-Dämpfer überarbeitet und verspricht jetzt noch mehr Feingefühl sowie Gegenhalt im mittleren Federweg.

Was dämpft, braucht auch eine Feder. Diese arbeitet bei der 34 SC selbstredend mit Luft und hört auf den Namen Float. Eine Positiv- und eine Negativ-Luftkammer arbeiten hier zusammen und gleichen sich während der Fahrt gegeneinander aus. Das System soll das Losbrechmoment reduzieren und für Komfort bei kleinen Schlägen sorgen.
Wer nach mehr Individualität sucht, kann die Progression der Federkennlinie durch den Einbau/ Ausbau von sogenannten Volumespacern in der Positiv-Kammer abändern. Der Einbau ist schnell (selbst) erledigt und wird von Fox seit Jahren angeboten.
Neu ist hingegen die anpassbare Negativ-Luftkammer. Mit den an der 100 mm werksseitig verbauten und für die 120 mm optionalen Air Spring Spacern lässt sich das Losbrechmoment für eine straffere Abstimmung reduzieren oder die Traktion (ohne die Spacer) erhöhen. Somit kann direkt Einfluss auf das Ansprechverhalten der Gabel genommen werden.

Tech Specs

Laufradgröße: 29" Anpassung der Federkennlinie: ja, über Air Spring Spacer
Material Gabelkrone/Schaft: Aluminium/Aluminium Dämpfung: 3-Pos-FIT4, geschlossene Kartusche
Durchmesser Gabelkrone: 58 mm Lockout: Gabelkrone
Material Standrohre: Aluminium, Kashima (Beschichtung) Einbauhöhe: 510 mm
Standrohrdurchmesser: 34 mm Bremsenaufnahme: PM6, Postmount (160 mm)
Material Tauchrohre: Aluminium max. zulässige Bremsscheibengröße: 180 mm
Achsstandard: 15x110 mm Kabolt Steckachse Reifendurchmesser max.: 759 mm
Gabelschaft: 1.5" zu 1 1/8" tapered Reifenbreite max.: 2,4" oder mind. 8,5 mm Reifenfreiheit zur Gabelbrücke
Gabelschaft Länge: 265 mm Offset: 44 mm (51 mm ebenfalls erhältlich)
Federweg: 100 mm Gewicht: 1.473 g (ohne Kabolt-Achse)
Federsystem: Float Air, Luft Preis: 1.359,- Euro


Sogenannte Lower Leg Channels, eingearbeitete Kanäle an der Rückseite der Tauchrohre, helfen der Gabel, gleichmäßig hohe Performance zu bieten.
Der Hintergrund: Federt eine Gabel ein, wird gleichzeitig Luft in den unteren Bereichen der Tauchrohre komprimiert. Je weiter die Gabel in den Federweg taucht, umso weiter steigt der Druck. Die Gabel spricht dadurch härter an und nutzt unter Umständen nicht den gesamten Federweg. Die Kanäle sollen diesem Effekt durch den möglichen Luftausgleich entgegenwirken.
Positiver Nebeneffekt: durch die zirkulierende Luft wird auch immer ein Ölnebel mittransportiert, welcher die Schaumstoffringe und Gleitbuchsen kontinuierlich schmiert.

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Am Trail

Seien wir ehrlich: Um eine Federgabel wahrhaftig zu „testen“, müssten wir sie in einen Prüfstand spannen und mit gleichen Reifen am gleichen Bike mit ihrer direkten Konkurrenz und dem Umfeld vergleichen - ein Unterfangen, welches die Kapazitäten unseres kleinen Teams sprengen würde.
Ja, wir sind die „alte“ 34 SC, die 32 und 32 SC, die alte und neue 34 sowie die RockShox SID und SID SL gefahren - aber eben immer in unterschiedlichen Rädern (mit unterschiedlichen Lenkwinkeln und variierendem Federweg), mit unterschiedlichen Reifen, unterschiedlichen Lenkern und Lenkergriffen. All diese Faktoren spielen beim „Trail-Feedback“ eine nicht zu vernachlässigende Rolle und machen für uns echte Vergleiche schwierig.
Was ich eigentlich sagen möchte: Der „Test“ sollte eher als Orientierung verstanden werden, für wen und was sich die neue 34 SC empfiehlt - und für wen und was es vielleicht bessere Alternativen im Lineup der Amerikaner gibt.

First things first: mit der Option auf Volume Spacer, insgesamt 12 Klicks in der Zugstufe und den optionalen 18 Klicks der Highspeed-Druckstufe samt via dreier Modi (Open, Medium, Firm) einstellbarer Lowspeed-Druckstufe mag das Setup unserer Testgabel verwirrend wirken. Und ja, wer sich mit all den Knöpfchen und Spacern eingehend beschäftigt, der kann sein Fahrwerk sensibel wie penibel auf die eigenen Vorlieben anpassen, so er sie denn kennt.
Wer blind an den Knöpfen dreht, der kann sich seine High-End-Gabel aber auch schnell auf Niveau einer Elastomergabel „tunen“. Zwischen den beiden Setup-Extremen kommt Otto-Normalo aber spielend leicht zum optimalen Setup, denn der mitgelieferte Tuning-Guide von Fox erklärt nicht nur die Bedeutung und Funktion sämtlicher Features; er gibt, basierend auf Federweg und Fahrergewicht, auch mehr als sachdienliche Hinweis für ein erstes Basis-Setup. Von dort aus kann man sich dann mit dem Wissen aus dem Guide binnen weniger Abfahrten seinem persönlichen Ideal annähern.
Also ja, der Tech-Nerd findet eine Vielzahl an Features und kauft sich die Gabel vielleicht gerade deshalb - doch auch, wer sich nicht so intensiv mit seinem Fahrwerk beschäftigen möchte, wird mit der 34 SC schnell glücklich.

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Unser Setup der 100 mm Variante mit 84 kg Fahrergewicht im Hardtail als Orientierung: 84 psi Luft, vier Volume-Reducer, 3 bis 4 Klicks im Rebound und ein relativ mittig angelegter Open Mode Adjust. Damit sind wir etwas unter der Fox-Empfehlung gelandet - der smarte Shockwizz, die Unterarme und der Grip am Vorderrad attestieren aber ein perfektes Setup.
Insgesamt lässt sich der korrekte Druck an der Fox einfacher finden als bei der Konkurrenz.

Der Radeinbau mit der leichten Kabolt-Achse geht mit dem richtigen Inbus schnell und unkompliziert von der Hand, und als jemand, der sein Vorderrad sowohl in der Wohnung als auch im Auto ausbauen muss, kommt man nicht daran vorbei, den Herren bei Fox ein dickes Lob auszusprechen: Die Nabe flutscht bei allen Gabeln der Amerikaner geschmeidig zwischen die Ausfallenden, die Achse findet ohne zu verhaken sofort ihren Weg - da darf sich die Konkurrenz gerne eine Scheibe abschneiden.
Wer eine werkzeugfreie Montage bevorzugt, bekommt für eine paar Gramm mehr auch eine Achse mit Schnellspanner - für mich die Waffe der Wahl.

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Apropos Waffe der Wahl: Durch die neue Step-Cast-Architektur analog zur 32 reduziert sich die maximal mögliche Scheibengröße an der 34 SC. Mehr als 180 mm passen nicht unter die von außen nach innen gewanderte Stufe. Das mag Vorteile im Gewicht (die Gabel baut ja schmäler) und in der Steifigkeit geben, aber Down-Country bedeutet für mich Vielseitigkeit in allen Belangen. Ein leichtes Setup mit griffigen Reifen, mit dem man auf Trailsuche geht. Und dort stoße zumindest ich immer wieder auf steiles, grobes Terrain.
Vielleicht bin ich ein Exot unter den 100 bis 120 mm Trailbike-Fahrern, auf ausgewachsene Reifen (die passen ja zum Glück zwischen die Gabelholme) und 200er Discs verzichte ich aber für meinen Down-Country-Spaß nur ungern. Wenn die Wollmilchsau schon Eier legen soll, dann bitte wenigstens Hühner- und nicht bloß Wachteleier. Aber das ist vielleicht eine recht subjektive Meinung und das Gros der Kundschaft ist mit 180 mm Scheiben bestens bedient.

Am Trail steht die 34 SC gut im mittleren Federweg, ist für den erdachten Einsatz steif genug, ohne übermäßig unnachgiebig zu wirken. Die drei Modi Open, Medium und Firm machen tatsächlich einen großen Unterschied: Firm macht eigentlich nur auf glatten Oberflächen Sinn, Medium eignet sich gut für gebaute Flowtrails mit vielen Anliegern, die nach viel Gegenhalt verlangen, und Open ist perfekt für alle Naturtrails.

Die Gabel gibt gutes Feedback vom Untergrund, ohne dabei die Unterarme hart werden zu lassen, wirkt aber immer eine Nuance straffer als klassische Trailgabeln (progressives Setup der 100 mm Variante siehe weiter oben im Text. An der 120 mm Variante könnte die Welt anders aussehen).
Im mittleren Federweg gibt sie guten Gegenhalt, ohne an steilen Stufen oder nach Sprüngen durch den Federweg zu rauschen. Die letzten 10 bis 15 Prozent des Federwegs bleiben groben Hindernissen als „Reserve“ vorbehalten; die 34 SC belohnt und bevorzugt aktive Fahrstile. Wer sich nur festhält, dem mag die Gabel zu straff erscheinen. Wer aktiv pumpt, zieht und drückt, mit dem Trail und seinen Gegebenheiten spielt, der bekommt zum Dank feine Traktion und genügend Reserven für kleine Fehltritte.
Auch über grobe Wurzelteppiche und bei forscher Gangart kommt die Gabel nicht ins Stocken, bleibt stets hoch im Federweg, ohne durch die feinen Schläge „hart“ zu werden oder im Federweg zu versinken. Für ihr Gewicht - ganz Down-Country - überraschend „potent“.

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Fazit

FOX 34 SC
Modelljahr: 2021
Testdauer: 1 Monat
Preis: € 1.359,- UVP
+ Setup
+ Einstellmöglichkeiten
+ Fahrgefühl
o Maximal 180 mm Discs
o gewöhnungsbedürftige Optik durch die schmale Krone
- Preis
BB-Urteil: High-End-Upgrade für flotte Down-Countrys

Leicht, ausreichend steif und mit einer Vielzahl an Verstellmöglichkeiten an den eigenen Fahrstil sowie etwaige Vorlieben ans Fahrwerk anpassbar: Die 34 SC ist eine Gabel für progressive XC-Piloten und verspielte Trailbiker mit einem Hang zum Leichtbau.
Wer ihr aktiv die Sporen gibt, wird mit guter Traktion, viel Feedback und gutem Gegenhalt samt eiserner Reserven für brenzlige Situationen belohnt. Wer eher passiv am Rad steht, ist eventuell anderswo besser aufgehoben; drücken, ziehen und pumpen wird von der 34 SC hingegen mit mehr Speed und Kontrolle belohnt, als man es einer 100 mm Gabel vor Down-Country-Zeiten noch zugetraut hätte.
Schade nur, dass ob der neuen Step-Cast-Architektur bereits bei 180 mm Discs Schluss ist.

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Was ist denn das für ein schöner Rahmen bitte?

 

Die Marke hat Mike schon erraten ;). Aber es ist ein Nordest Sardinha: https://nordestcycles.com/en/product/sardinha-2-frame

Ich hab aber noch den alten Rahmen, im Shop gibt es jetzt nur noch den Nachfolger. Optisch ziemlich ident, wurde da an der Geo ein wenig optimiert. Das Britango hat mir zu viel Federweg ;)

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