×
Detailansicht

"Echte Freude am Tun empfinde ich selten"

Franz Preihs über sein Leben als Langstreckenfahrer, die Kunst der Selbstvermarktung und den Segen des Vergessens.
Text: NoMan Fotos: SMP, T.Krajacic, R. Stanger

Seit über 20 Jahren schon begleitet Franz Preihs das Thema Sport. In jungen Jahren Skirennfahrer, dann Marathonläufer mit über 80 Bewerben in den Beinen, ist der Steirer schließlich im extremen Ausdauerbereich gelandet. Mittlerweile hat er mehrere Klassiker der Ultralangstreckenszene (darunter 2xRAAM, Le Tour Ultime, XX Alps Extreme, RATA, Furnace Creek 508 und Crocodile Trophy) bewältigt. Längst sind nicht nur seine Erfolge und Misserfolge Gesprächsthema unter Gleich- und Ähnlichgesinnten. Immer auch polarisiert Franz mit seiner extravaganten Art der Selbstdarstellung, die weder in gängige Radsport-Schubladen passt, noch eine Fortsetzung im Alltag des Ehepaares Preihs findet.
Bikeboard.at erhält im Gespräch mit dem 33-Jährigen und seiner Frau Michaela Einblick in Leben, Denken und Training eines Ultralangdistanz-Fahrers, hinterfragt Motivation und Leistung und erfährt von der völligen Normalität des Seins.


BB: Franz, hinter dir liegt ein durchwachsenes Jahr. Wie lautet deine Bilanz?
F: Zu den Highlights 2010 zähle ich meinen zweiten Gesamtrang beim Glocknerman, der mich zum Vizeweltmeister im Ultramarathon gemacht hat, und das logistisch, körperlich und mental extrem anspruchsvolle Projekt Bottom 2 Top für die Vereinigung Sehen ohne Grenzen in Tansania. Auch meine zweite Teilnahme an der Crocodile Trophy war nicht von schlechten Eltern, obwohl ich mir nach wie vor nicht sicher bin, ob ich Platz 4 in meiner Alterskategorie als Erfolg verbuchen kann. Zu den negativen Höhepunkten zählen die Aufgabe beim Race around Slovenia, die wegen einer Lungenentzündung gescheiterte Teilnahme am Race around Austria und der Tod meines Freundes und Trainingspartners Jure Robic.

Detailansicht

BB: Bleiben wir kurz bei der Crocodile Trophy. Mal ehrlich: Hättest du als Profi nicht deutlich besser abschneiden müssen?
F: An sich wollte ich um den Sieg bei den Masters 1 mitfahren. Tatsächlich habe ich mich dann an keinem der zehn Tage wirklich wohl gefühlt, konnte mich nicht ausbelasten, fand nie eine passende Gruppe. Dazu eine Magenverstimmung und Blasen an den Füßen. Meine Vermutung ist, dass die Lungenentzündung noch nicht völlig ausgeheilt war. Unter diesen Voraussetzungen bin ich mit meinem Abschneiden zufrieden und vor allem stolz, nicht aufgegeben zu haben. Aber eigentlich hätte ich auch gedacht, dass ich schneller bin.

BB: Erwächst für dich aus solchen Ergebnissen ein Rechtfertigungsproblem?
F: Nein, überhaupt nicht. Die Crocodile Trophy war ja sozusagen mein Privatvergnügen und war in dem Sinne auch von niemandem gesponsert.

BB: Immerhin hat dir dein Ausrüster einen Ersatzrahmen mitten ins australische Outback geschickt ...

F: Ja, das hat aber vielmehr damit zu tun, dass ich mit Focus seit Jahren eine tolle Zusammenarbeit habe und mit den Jungs ganz gut auskomme.

BB: Wahrscheinlich wirst du das nicht zum ersten Mal gefragt, aber trotzdem: Was gibt dir das Langdistanz-Fahren?

F: Ich sag dir, was mir das Kurzdistanz-Fahren nicht gibt. Ich habe ein Problem mit Autorität von außen, also wenn mir andere Fahrer meinen Rhythmus diktieren. Im Gegensatz zu einem gelernten Straßenfahrer oder Mountainbiker, der mit Kollegen oder in Gruppen trainiert, bin ich das nicht gewohnt. Ich trainiere zu 99 Prozent alleine, und ich fahre meine Rennen alleine, weil es eben nicht anders erlaubt ist. Und deshalb ist es für mich ganz schwierig zu akzeptieren, dass der Frontmann, wenn du in einer Gruppe fährst, das Tempo vorgibt.

BB: Das erklärt jetzt aber noch nicht die Faszination Langstrecke.

F: Die Erklärung ergibt sich daraus, dass ich auf der Langdistanz mein eigener Chef bin und selbst Entscheidungen treffe und verantworten darf.

BB: Hmm. Da könntest du es auch bei einem 12- oder 24-Stunden-Rennen belassen.
F: Darin sehe ich sehr wenig Sinn. 24 Stunden im Kreis zu fahren, das hat für mich etwas vom Hamster im Laufrad. Wobei ich ja auch gewisse Sympathien für Hamster hege und nicht ausschließe, auch in Zukunft das eine oder andere Stunden-Rennen zu bestreiten.

  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten"

BB: Aber ein Bewerb wie das RAAM ist doch ab einem gewissen Punkt nur mehr ein Überleben, und wahrscheinlich nicht mal mehr ein Mitkriegen, geschweige denn Entscheiden.
F: In Wahrheit ... (überlegt)... Ich habe ja sowieso eine sehr gespaltene Beziehung zum Radfahren. Das ist für mich ja nur Mittel zum Zweck, weil in Wahrheit interessiert mich ja nur das RAAM. Deshalb fahre ich in der Intensität und in dem Umfang. Das ist eben so ein Lifetimegoal und sicher auch ein Davonrennen vor dem richtigen Leben, vor so einem Um-7-arbeiten-gehen-und-um-5-Heimkommen-Rad. Es ist quasi nach außen, gegenüber allen meinen sozialen Kontakten, meiner Familie, meinen Freunden, eine Art Entschuldigung, warum ich dieses Leben gewählt habe. Außerdem neigen wir Menschen ja dazu, die guten Sachen im Gedächtnis zu behalten und die schlechten zu verdrängen. Ein RAAM ist zwar immer ein neues Erleiden, andererseits aber auch ein neues Erleben, und Letzteres bleibt dann in den Erinnerungen bestehen. Im Übrigen glaube ich, dass das Leiden im extremen Ausdauersport überdramatisiert wird.

M: Nein, wird's nicht. Das redest du dir ein.

F: (zögert) Schon?

M: Ja, absolut. Ich schwör's dir. Wenn du auch nur einen blassen Schimmer hättest ...

BB: Also wenn man sich zum Beispiel eine RAAM-Dokumentation ansieht, ist doch früher oder später immer das Leiden vorrangig, oder?
M: Ja, absolut.

BB: Oder sagen wir's so: Zumindest gibt's einen Punkt, an dem ich keinen Spaß mehr sehe. Aber Leute, die bei dem, was sie tun, nicht reich werden wie Krösus, müssen ja andere Antriebsfedern haben. Und Spaß würde mir da als mächtige Motivation erscheinen. Oder ist das bei dir anders?
F: Also echte Freude am Tun empfinde ich eigentlich selten. Das Training hat ja schon eher etwas Zwanghaftes, manchmal auch Belastendes. Erst danach kommt diese herrliche Leere und Zufriedenheit, für die es sich lohnt, ein bisschen was zu opfern. Ich kann auch nicht verstehen, warum mit Menschen "viel Spaß" wünschen, wenn ich sage, dass ich jetzt trainieren gehe.

Detailansicht
Franz im Ziel des RAAM 2008

BB: Warum wählst du dann diesen Weg, wenn er keine Freude macht?
F: Naja, es gibt die hellen Momente, auf die ich zusteuere. Beim RAAM über die Ziellinie zu fahren, ist schon ein intensiver Moment, der es wert ist, ein bisschen was dafür zu investieren. Der Faktor Leiden wird dabei aber mystifiziert.

BB: Sagt ausgerechnet der, der das Ganze mit einem gebrochenen Schlüsselbein heimgefahren ist. Das war doch sicher kein Vergnügen?
M: Nein.

F: Ja ... Das ist alles auch eine sehr philosophische Geschichte. Ich meine, jeden Tag hackln gehen ist ja auch kein Vergnügen. 70, 80 Prozent der Bevölkerung macht ihre Arbeit ja auch keinen Spaß. Das mit dem Schlüsselbein ... mei, das ist halt passiert.

M: (aufbrausend) Ma, du hast wirklich alles vergessen, was dort war.

F: Vielleicht ist das ja gut. Ich vergesse halt leicht.

BB: Weil Michaela jetzt so protestiert: Welche Rolle nimmt sie ein in diesem Leben?
F: Eine enorm wichtige. Sie ist der einzige Mensch, von dem ich mich in meinem Tun verstanden fühle. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, weil ich natürlich schon Momente habe, in denen ich zweifle an dem, was ich mache und mir nicht sicher bin, ob es das Richtige ist. Außerdem dreht sich ja ein so riesiger Anteil unseres Lebens um den Extremradsport. Ein RAAM oder andere Großprojekte zu planen, heißt täglich an diesem Thema zu arbeiten. Finanziell, organisatorisch, trainingsmäßig. Und da braucht man jemanden, der das mitträgt, auch emotional, und dir den Rücken stärkt.

BB: Und Michi, wo gehst du hin, wenn dir mal das Radfahren bis oben steht?
M: Ich kann gut selbst mit Dingen fertig werden. Das muss ich können.

F: Wir sind da ja auch Schritt für Schritt gemeinsam hineingewachsen, bis zur heutigen Konstellation, dass ich fahre, und Michi managed.

  • Hinter jedem starken Mann ... Michaela Preihs, Radiologietechnologin, schupft nebenbei Franz Management.
    Hinter jedem starken Mann ... Michaela Preihs, Radiologietechnologin, schupft nebenbei Franz Management.
    Hinter jedem starken Mann ... Michaela Preihs, Radiologietechnologin, schupft nebenbei Franz Management.

BB: Lebst du vom Sport?
F: Es ist so: Es gibt den Franz Preihs Radfahrer, der finanziert sich das Radfahren, als Marke Franz Preihs Ultracycling, über Sponsoren, Vorträge, was er halt so tut. Und es gibt den Franz Preihs privat, der sich mit seinen Firmenanteilen sein Leben abseits des Radsports finanziert, sein Auto, seine Wohnung, etc.

BB: Womit beschäftigt sich die Firma des Franz Preihs?

F: Mit der Errichtung und Erhaltung von mehreren Apotheken. Dieses Standbein ist mir sehr wichtig, weil ich nicht vom Radfahren abhängig sein möchte. Erstens bringe ich nicht die Leistung, um im extremen Ausdauerbereich wirklich gut davon leben zu können. Das hat außer Wolfgang (Fasching, Anm. d. Red.) bis jetzt keiner geschafft. Und zweitens betreibe ich seit frühester Kindheit Leistungssport und weiß, wie schnell alles den Bach runtergehen kann. Wenn's mich morgen zerlegt und ich mir die Kniescheibe breche, gibt's die nächsten vier Jahre kein Radfahren.

BB: Wo wir gerade beim lieben Geld sind: Inwiefern ist Langstrecken-Fahren Marketing, und inwiefern tatsächlich Sport?
F: Puh ... (denkt nach) ... Ich weiß es nicht, das kann ich nicht beurteilen. Gegenüber klassischen Radsportlern haben wir einen schweren Stand. Die belächeln uns eher und und meinen, dass wir nur deshalb so lange mit Schrittgeschwindigkeit herum tuckern, weil wir zu faul zum Absteigen wären. Aber das schöne an meiner Art des Sports ist, dass ich auf die Zurufe anderer nicht angewiesen bin. Ich habe das während meiner gesamten Kindheit gehabt, Verbandsstrukturen und so. Als Extrem-Radsportler kann ich mich frei entfalten. Und wenn man dann natürlich noch einen gewissen Hang zur Selbstdarstellung hat und ein Talent zur Eigenvermarktung, kannst du dich trotz allem besser verkaufen als im konventionellen Straßensport oder mit Mountainbiken.

BB: Das Gesamtpaket Franz Preihs ist mit seinen Tatoos, dem eigenen YouTube-Kanal, aufwändigen Foto-Shootings etc. recht außergewöhnlich. Stammen diese Vermarktungsideen von dir?
F: Die Tätowierungen sind passiert, sukzessive, seit meinem 17. Lebensjahr. Und dann haben wir uns irgendwann überlegt, wie ich mich von der Masse der radsportbegeisterten Menschen abheben könnte. Gemeinsam mit einigen kreativen Köpfen in meinem Bekanntenkreis haben wir beschlossen, meinen gesamten Lifestyle in der Marke Franz Preihs Ultracycling umzusetzen: Tätowierungen, ein wenig Rock 'n Roll und Extremradfahren. Ich glaube, mich nicht als stereotyper Vollblutathlet zu präsentieren, macht mich authentischer.

  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten""Echte Freude am Tun empfinde ich selten"

BB: Wenn man diesen vermeintlich harten Typen persönlich trifft, merkt man sehr schnell, dass er der netteste, harmloseste Kerl der Welt ist. Kommt da kein Widerspruch auf?
F: Das glaube ich nicht. Es ist ja nur ein Image für die Öffentlichkeit, dass man sich da aufbaut.

BB: Genau das meine ich. Auf der Homepage ein wilder Hund, privat aber überhaupt kein Grund, sich zu fürchten.

F: Ich will ja gar nicht, dass sich jemand vor mir fürchtet. Das ist wie mit Marylin Manson. Der ist auch richtig nett, wenn du ihn so kennenlernst. Ich kokettiere und spiele gerne mit diesen Gegensätzen. Es ist für viele ja auch nicht stimmig, dass ein großflächig Tätowierter Radrennen fährt, und gewisse davon recht erfolgreich. Meine Mutter hat immer gesagt: Es ist egal, wie du aussiehst, Hauptsache, du bist nett zu den anderen Leuten und grüßt. Und das habe ich eigentlich befolgt. Im Grunde bin ich ein völlig normaler Typ. Nur wenn’s darauf ankommt, kann ich halt sehr viel ertragen, um etwas zu Ende zu bringen, in das ich mich verbissen habe.

BB: Ein völlig normaler Typ?
Ja, wir wohnen in einer Wohnung mit Ikea-Möbeln, liegen im Winter um 8 mit Wollsocken im Bett und sehen fern. Wir leben eigentlich sehr bieder. Staubsaugen, …

BB: … Und wie schaltest du dann um auf Rennbetrieb?
F: Das frage ich mich selbst auch immer wieder. Es geht automatisch und relativ flott. Am Start eines großen Bewerbes bin ich zwar oft noch voller Selbstzweifel und frage Michi, ob ich überhaupt den ersten Abschnitt schaffen werde. Aber wenn ich dann am Rad sitze, finde ich eine gewisse Selbstsicherheit und falle recht schnell in einen Trott rein. Schwierig ist es eher, aus extremen Situationen wieder zurück in den Alltag zu finden, in die Regelmäßigkeit, die beruflichen Verpflichtungen.

  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten"

BB: Sind diese Aspekte Teil des Mentaltrainings, das du seit kurzem absolvierst?
F: Jein. Vorrangig geht's dabei um das Training der psychischen Leistungs- und Leidensfähigkeit. Als erster großer Test diesbezüglich steht Anfang April ein 24 Stunden Ergometer-Rennen an, bei dem auch meine Hirnströme gemessen werden. Bislang habe ich solche Aspekte ja quasi nebenbei geübt, durch die hohen Umfänge. Nachdem ich auch im Winter sehr lange Einheiten gemacht habe, und das sehr isoliert, habe ich mich da mental sozusagen konditioniert. Weil in Wahrheit ist es einfach so, dass du bei einem Rennen irrsinnig lange mit dir selbst zurechtkommen musst.

BB: Was heißt sehr lange Einheiten für jemanden wie dich?
Auf jeden Fall einmal wöchentlich 6, 7, 8 Stunden Ergo. Oder Schneeschuh-Wanderung, oder Schitour. Aber mittlerweile trainiere ich nach einem Jahr Unterbrechung wieder am Sportwissenschaftlichen Labor Bad Gleichenberg und wir haben das Training in eine andere Richtung gelenkt: weniger Umfänge, mehr Intensität. Ich erwarte mir davon mehr Tempohärte und höhere Wattzahlen, und es gibt auch schon eine messbare Verbesserung der physischen Leistungsfähigkeit.

BB: Sind das deine Lehren aus dem etwas verkorksten Jahr 2010?
F: Ja, wir haben viel Zeit in die Analyse gesteckt, um mich zum einen schneller, zum anderen aber auch widerstandsfähiger und robuster zu machen. Wesentlicher Baustein ist auch eine völlige Umstellung der Ernährung. Ich lebe jetzt nach vier Jahren Pause wieder vegan.

BB: Wieder?
F: Ja, von 1998 bis 2006 war ich auch bereits rein pflanzlich unterwegs. Viele glauben ja, dass der Verzicht auf sämtliche tierische Produkte mit den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen eines Ultraausdauerathleten nicht vereinbar ist. Aber auch pflanzliche Lebensmittel liefern ausreichend Eiweiß, Kohlenhydrate usw., außerdem werde ich umfassend von einer Diätologin beraten und betreut.

  • Es geht auch konventionell: Franz vorm Start des RAAM 2009 mitEs geht auch konventionell: Franz vorm Start des RAAM 2009 mit
    Es geht auch konventionell: Franz vorm Start des RAAM 2009 mit
    Es geht auch konventionell: Franz vorm Start des RAAM 2009 mit
  • Gerhard Gulewicz und Christoph Strasser (li.), bei DreharbeitenGerhard Gulewicz und Christoph Strasser (li.), bei Dreharbeiten
    Gerhard Gulewicz und Christoph Strasser (li.), bei Dreharbeiten
    Gerhard Gulewicz und Christoph Strasser (li.), bei Dreharbeiten
  • für einen Sponsor und im Smalltalk mit Bernhard Eisel.für einen Sponsor und im Smalltalk mit Bernhard Eisel.
    für einen Sponsor und im Smalltalk mit Bernhard Eisel.
    für einen Sponsor und im Smalltalk mit Bernhard Eisel.

BB: Zurück zum Training. Suchst du Ablenkung durch iPod & Co., oder bleibst du ganz für dich?
F: Das ist ganz unterschiedlich, abhängig von Laune, Intensität, psychischer und physischer Verfassung. Es gibt Tage, da fahre ich am Ergometer vier Stunden gegen die weiße Wand, es gibt Tage, da schaue ich fern, und es gibt Tage, da höre ich zwei Stunden Musik und drei schaue ich die Wand an.

BB: Trainingswissenschaftlich hat der Extremausdauer-Bereich ja noch etwas von einem Versuchsfeld.
F: Stimmt, viele Spezialisten gibt’s noch nicht auf diesem Gebiet. Ich war für Bad Gleichenberg ja gewissermaßen auch schon ein Versuchskaninchen. Wir haben zum Beispiel Nüchtern-Tests am Ergometer gemacht, wo ich einfach so lange gefahren bin, bis ich angestanden bin, und die Ergebnisse haben dann zur Berechnung meines Grundumsatzes gedient. Ich glaube, seitens des Trainers braucht es viel Verständnis für die psychische Belastung. Einfach das Pensum eines Straßenfahrers hochzurechnen, das packt auch der Kopf nicht. Eine Zeit lang haben wir das im Prinzip so gemacht, mit dem Ergebnis, dass es mich förmlich gereckt und gewürgt hat, wenn ich nur ans Radfahren gedacht habe. Da bin ich wirklich zwei Stunden gefahren, bin abgestiegen, habe gekotzt, bin wieder aufgestiegen und bin weitergefahren.

BB: Inwiefern tauscht man sich bei solchen Problemen mit Kollegen aus? Kann man von anderen lernen, oder muss im Ultralangdistanz-Bereich jeder seinen eigenen Weg finden?
F: Ich glaube, du kannst wie überall im Leben den Guten zusehen und dir Denkanstöße holen. Etwas 1:1 umsetzen würde ich nie, weil ja die Charaktere völlig unterschiedlich sind. Mit Jure hatte ich sehr viel Kontakt und habe z.B. seine Methode, das Training zu splitten, übernommen. Mit zwei, drei Einheiten am Tag bleibst du immer in dem Radl drinnen und schaffst damit einen zusätzlichen psychischen Reiz.

BB: Das heißt, du organisierst dein Leben völlig um das Training herum?
F: Das Radfahren steht schon im Vordergrund, ja. Da muss ich jetzt einen Buchtitel vom Clavadetscher fladern: Ich habe einfach einen unglaublichen Bewegungsdrang und eine unglaubliche Lust auf Leistung. Die Leistung muss sich aber nicht von außen festmachen lassen, indem ich bei einem bestimmten Rennen gewinne. Wenn ich mit mir selbst zufrieden bin, dann passt das schon. Da gehört aber ehrlicher Weise auch dazu, nichts schön zu reden, wenn du mal nicht zufrieden bist. Beruflich und privat haben bei mir eben sehr viele Zahnkränze ineinander gegriffen, dass ich das Training so ausüben kann und darf – glücklicherweise.

BB: Dann hoffe ich, dass du auch weiterhin viele Gründe haben wirst, mit dir selbst zufrieden zu sein, und danke für das Gespräch.

  • "Echte Freude am Tun empfinde ich selten"
  • Teile es!

Weiss ned, ich find den total oarg. Mir taugt er.

Und er sagt ein paar Sachen, die auf mich sehr aufrichtig wirken. Und das taugt mir halt.

Leitung bringt er ja auch nicht grad eine schlechte. Dazu ein bissl unkonventionell...

 

Ein bissl wie dieser rauchende, am Rasen biertrinkende Golf Rowdy, der abseits des rasens ganz liab sein soll.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

[quote name=';2223515]Bissl o. t.: Wenn man im Browser "Chrome" (Version 8) auf die Bilder klickt' date=' wird zwar der Hintergrund abgedunkelt, aber es erscheint keine größere Version des Fotos, wie man erwartet hätte. (Mit dem MSIE funktioniert's.)[/quote']

 

kann ich ned bestätigen ... bei mir funkt das schon

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

ich hab es nicht geschafft, mehr als die hälfte zu lesen...

 

jeder kann tun was er glaubt, solange er niemand anderem schadet. mit dem zugang ist sicherlich jedes rennen schwer...franz war ja auch bei der kt in theiss...er ist also sehr wohl im kreis gefahren, nur die chance auf einen spitzenplatz war nie da...bei einem solchen event.

 

als er le tour ultime gefahren ist, waren wir auch dort...und sein auftritt war...naja..das ist eine andere geschichte..

 

fakt ist, jeder der das raam ehrlich durchfährt (ziemlich egal ob mit verletzung oder ohne) hat ne menge durchgemacht.

 

wenn man nicht tief in sich "reinfällt" während eines ultraevents, macht es niemandem spass..der hunger nach erfolg beflügelt jedenfalls mehr, als die paar euro die man damit verdienen kann (ausnahmen wie fasching, die gut davon leben konnten - sind selten) - wenn man diesen hunger garnicht hat, oder nie befriedigen kann, ist es halt zäh.

Bearbeitet von Reini Hörmann
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zur Desktop-Version