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Gold bei Rad-WM

Der erst 17jährige Lienzer Felix Gall schrieb am 26. September Radsportgeschichte: Als erster Österreicher gewann er Gold bei einer UCI Rad-WM. Mit Michael Gogl sah es darüber hinaus bis 1.200 m vor dem Ziel nach einer Silbermedaille im U23-Rennen aus, Marco Hallers Glanzleistung bei den Herren schlug sich nur bedingt (26.) im Ergebnis nieder. In den übrigen Bewerben der UCI Straßen-Rad-Weltmeisterschaften von 20. bis 27. September in Richmond in den USA waren die ÖsterreicherInnen erwartungsgemäß chancenlos, verkauften sich aber teilweise recht gut.

Es dauerte eine Weile, bis der erst 17-jährige Lienzer Felix Gall realisiert hatte, was ihm da am Nachmittag des 26. September 2016 gelungen war. „„Die Siegerehrung war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war so angespannt und konnte nicht einmal ordentlich lachen. Aber schön langsam geht es wieder“, so der frisch gebackene Junioren-Weltmeister. Und selbst am Tag danach fiel es ihm schwer, sein Glück zu fassen: „Richtig glauben kann ich's noch nicht“, sprach er da ins ORF Mikrofon. Was er aus den Ereignissen gelernt hat, wusste er zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits: „Wenn man sich nichts traut, wird man nie ein Rennen gewinnen.“

Denn der Tiroler hatte sich getraut - in der letzten Runde des durch Regenfälle sehr schwierigen Bewerbes, rund zwölf Kilometer vor dem Ziel.
„Das Tempo war nicht hoch und keiner wollte das Ruder übernehmen. Da habe ich mir gedacht, ich probier' es“, schilderte der Erstjahres-Junior aus Nussdorf/Debant bei Lienz nach der Siegerehrung. „Jeder hat sich belauert. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Es war vor dem ersten Berg, flach, und keiner attackiert dort normalerweise. Ich hab's probiert, kam über die Hügel und habe einen einen Vorsprung – auch, wenn es nur ein paar Zentimeter waren - ins Ziel gebracht. Das Rennen hätte nicht viel länger sein dürfen.“

  • Der Weltmeister, starr vor Glück.
    Der Weltmeister, starr vor Glück.
    Der Weltmeister, starr vor Glück.

Gogl bis 1.200m auf Silberkurs
Die Art und Weise, wie der Ex-Triathlet den WM-Titel herausfuhr, beeindruckte denn auch die Fachwelt. „Er erinnert mich vom Fahrertyp her stark an Georg Totschnig“, sagte zum Beispiel Ex-Ö-Tour-Sieger Thomas Rohregger, der die Rad-WM für den ORF co-kommentierte. „Felix Gall hatte heute weder Glück noch Pech. Er ist ein super starker Fahrer und hat das gezeigt, was er kann! Die Freude ist riesengroß nach diesem WM-Titel“, jubelte Nationaltrainer Jure Pavlic. Und ÖRV-Präsident Otto Flum stellte sich zur Gratulation mit einem Businessclass-Flug für die Heimreise ein.

In der Holzklasse (51.) finishte hingegen U23-Crack Michael Gogl. Und das, obwohl er bis kurz vorm Ziel auf Medaillenkurs lag. Er schaffte am letzten Berg den Sprung nach vorne, wurde dann aber noch von den Verfolgern gestellt. „Die Kräfte reichten nicht ganz bis zum Schluss“, wusste Nationaltrainer Franz Hartl.
Die fünfköpfige U23-Delegation war mit großen Ambitionen in das 162 km lange Straßenrennen gegangen. Als jedoch genau an den Kopfsteinpflaster-Anstiegen gegen Ende Regen einsetzte, kam es zu Tumulten. Alexander Wachter (22.), Felix Großschartner (28.), Sebastian Schönberger (30.) und Gregor Mühlberger (67.) mussten wegen Stürzen vor ihnen vom Rad, während vorne die Post abging.

  • Nur wenige Zentimeter ...Nur wenige Zentimeter ...
    Nur wenige Zentimeter ...
    Nur wenige Zentimeter ...
  • Michael Gogl, Leider-nicht-Vize.Michael Gogl, Leider-nicht-Vize.
    Michael Gogl, Leider-nicht-Vize.
    Michael Gogl, Leider-nicht-Vize.

Haller unbelohnt fulminant
Das gleiche Schicksal ereilte auch die heimischen Herren. Marco Haller schaffte es nach einem Massensturz in der Verpflegungszone vier Runden vor Schluss des 261 km langen Bewerbes als einziger Profi, nochmal den Anschluss zum Spitzenfeld herzustellen. Er machte einen rund einminütigen Rückstand wett, verbrauchte dabei aber zu viele Körner und finishte schließlich auf Rang 26. Über den letzten Berg fuhr der Kärntner noch unter den Top-Ten, ehe Sagans Angriff am letzten Anstieg kam. „Diese Leistung geht sicherlich unter, sie war aber gewaltig und zeigt sein großes Kämpferherz und seine Moral“, resümierte der Nationaltrainer.
„Die Enttäuschung überwiegt, der angepeilte Top-Ten-Platz ist sich nicht ausgegangen. Ich habe mich eineinhalb Monate auf dieses Rennen vorbereitet und ich wollte auch meiner Katusha-Mannschaft zeigen, dass ich es drauf habe. Im weltbesten Team bekommt man nicht oft die Möglichkeit, auf eigene Kappe zu fahren“, so der 24-Jährige selbst.

Detailansicht
Marco Haller mit Weltmeister Felix Gall.

Solide Zeitfahren
Für die beiden Österreicherinnen Martina Ritter und Sarah Rijkes war schon in Runde drei von 16 Schluss. „Jeder Radfahrer kennt das Gefühl: Wenn du merkst, heute geht was! Es gibt aber im Radsport leider auch umgekehrte Tage und so einer war gestern - nichts ging mehr!“ schilderte die Staatsmeisterin. „Ich wusste sofort, dass ich leider nicht mehr im Stande war, das hohe Tempo mitzugehen. Meiner Kollegin Sarah Rilkes erging es auch nicht besser, eine thailändische Fahrerin brachte sie zu Sturz und das Rennen war vorbei.“

Bereits beim Zeitfahren hatte Ritter nicht die besten Beine gehabt (29.) Junior Patrick Gamper hatte sich nach seinem neunten Rang bei der EM große Hoffnungen gemacht, wurde aber letztlich von einem Reifendefekt ausgebremst (35.) Einen Platz davor finishte der spätere Junioren-Weltmeister, vermeintlich schon müde von der langen Saison.
Gregor Mühlberger, der zulettz an einer Verkühlung laborierte, belegte beim 30 Kilometer langen U23-Einzelzeitfahren mit 1:57 Minuten Rückstand den 29. Platz.

Stark hingegen die Vorstellung von Matthias Brändle und Lukas Pöstlberger beim 53 km langen Zeitfahren der Herren. Der Ex-Stundenweltrekordhalter wurde trotz massiver Schaltungsprobleme in einem Sekundenkrimi 16. und holte so eines der besten Zeitfahr-Ergebnisse für den ÖRV. Bei km 15 wurde der Vorarlberger vom späteren Silbermedaillengewinner Adriano Malori eingeholt und konnte ihn bis zum Beginn der Defekt-Phase bei km 8 auch halten. „Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich Maloris Tempo bis zum Schluss gehalten hätte“, sagte ein etwas enttäuschter Brändle im Ziel, der aber mit seiner Leistung mehr als zufrieden war: „Ich habe rund 20 Watt mehr als bei der letzten WM in Ponferrada getreten.“
Lukas Pöstlberger, erstmals bei so einem langen Zeitfahren am Start und durch einen Profi-Vertrag beim Team Bora-Argon frisch motiviert, landete bei perfekten Wetterverhältnissen und etwas Seitenwind mit 4:18 Minuten Rückstand an der 48. Stelle.

Positive WM-Bilanz
Die Rad-WM in Richmond war für den ÖRV die erfreulichste in der Rad-Geschichte. In der erstmals eingeführten Nationenwertung belegte die Alpenrepublik dank Felix Gall Rang fünf, noch vor Radsportgroßmächten wie Italien, Holland, Australien und Polen.
„Die Goldmedaille von Felix überstrahlt natürlich alles. Aber Fakt ist, wir müssen uns vor keiner Nation mehr verstecken. Unsere Profis haben sich in der Weltelite etabliert und wir haben im nächsten Jahr so viele Auslandsprofis im Einsatz wie nie zuvor. Leider hatten bei dieser WM unsere U23-Fahrer Pech, und bei den Damen hätten wir uns mehr erwartet. Aber wir müssen jetzt diesen positiven Schwung mitnehmen“, analysiert ÖRV-Präsident Otto Flum.

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Gut geschrieben, Tolle WM für die österreichischen Teilnehmer, gleich ob Sieger, Sieganwärter oder völlig erschöpfter Helfer.

 

Es überhaupt zu einer WM schaffen ist schon eine großartige Leistung, die gezeigten Leistungen und die tollen Ergebnisse unterstreichen die Wertigkeit des Events.

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ÖRV-PM:

 

"Der frisch gebackene Weltmeister Felix Gall, der heute mit Elite-Weltmeister Peter Sagan in Wien landete, wird in seiner Osttiroler Heimat gebührend gefeiert. Ing. Andreas Pfurner, Bürgermeister von Nußdorf/Debant, sowie Osttirols Tourismusobmann Franz Theurl laden zum WM-Empfang für Felix Gall.

 

Am kommenden Freitag, um 17:00 Uhr, beginnt der WM-Empfang für 17-jährigen Felix Gall vor dem Gemeindezentrum Nußdorf/Debant. „Wir werden die ganze Osttiroler „Radwelt“ organisieren. Es werden auch Vertreter des ÖRV, an der Spitze Präsident Otto Flum und Rundfahrtsdirektor Wolfgang Weiss dabei sein, ebenso wie aktive und ehemalige Radprofis. Natürlich kommen auch viele Schulkollegen von Felix sowie eine Musikkapelle und Schützenkompanie - wie es sich für Tirol eben gehört“, sagt Bürgermeister Pfurner. Eingeladen wurden auch die Tiroler Weltmeister Alban Lakata und Daniel Federspiel.

 

Gall von Etixx-Quick Step-Farmteam zu Trainingslager eingeladen

Der 17-jährige Osttiroler Felix Gall, der heuer im April sein überhaupt erstes Rennen als Juniorenfahrer bestritt, ist schon jetzt ein gefragter Mann. Der Talentescout des World-Teams Etixx-Quick Step hat Felix schon bei der Friedensfahrt bemerkt und ihm nach dem WM-Titel ein Angebot gemacht. „Sie haben mich zu einem Schnupper-Trainingslager eingeladen. Das ehrt mich natürlich“, so der ehemalige Triathlet, der erst in diesem Jahr mit dem Radsport begann: „Es war sehr stressig die letzten Tage und ich muss mir alles durch den Kopf gehen lassen.“ Sagt Gall, der heuer in Leonding (OÖ) beim Radauftakt überhaupt erst sein erstes Rennen als Straßenfahrer bestritten hatte.

 

Weltmeister Sagan und Gall in einem Flugzeug

Wie der Zufall so spielt, erwischten die beiden Weltmeister Peter Sagan und Felix Gall den gleichen Flieger von der Rückreise aus den Vereinigten Staaten. „Als Geschenk bekam Felix ein Upgrade in die First Class und er saß dann eben bei Peter Sagan. Gemeinsam wurden sie auch ins Cockpit geführt. Bei der Ankunft war die Stimmung in Schwechat dann unglaublich. Es kamen hunderte slowakische Fans, um den neuen Nationalhelden Peter Sagan zu begrüßen. Aber Sagan ist nicht nur in der Slowakei ein Held, er hat auch in den USA Karriere gemacht und war dort der Liebling der Fans. Wir freuen uns jetzt alle sehr auf den großen Empfang für Felix in Osttirol“, sagt Otto Flum. Nach schlaflosen Nächten war der Rückflug für Felix ein Traum: „Neben einem Weltmeister zu sitzen ist schon etwas ganz besonderes. Das war ein unglaublicher Motivationsschub.“

sagan_gall.jpg

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  • 2 Wochen später...
Gast zwartrijder
Historisch :bounce::bounce::bounce: und wirklich einen eigenen Thread mehr als wert sonst geht das irgendwie unter ...

 

Herzlichen Glückwunsch Felix! :toll::klatsch:

 

du sagst es - untergegangen...

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