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Markus Stöckl

Speed-Fahrer, Weltrekordhalter, Team-Chef, Evil-Distributor und vielleicht auch bald Evil-Besitzer. Der umtriebige Tiroler im großen BB-Interview.
Text: NoMan Fotos: Erwin Haiden

Die Bilder von seinem vorletzten Weltrekord gingen um die ganze Welt: Ein Hüne von einem Mann, gekleidet in eine knallrote Panier, die einer Domina zur Ehre gereichen würde, das Gesicht von einem futuristisch anmutenden Aero-Helm verdeckt, rast mit 210,4 km/h auf einem Downhill-Bike eine Schneepiste hinunter. Das war im September 2007 auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von La Parva in den Chilenischen Anden. Im Mai dieses Jahres hat Markus Stöckl neuerlich einen Weltrekord aufgestellt: Mit 164,95 km/h unterbot er auf dem Vulkan Cerro Negro in Nicaragua Eric Barones bisherige Bestmarke für Serien-Bikes auf Schotter um knappe 2 km/h.
Was treibt den 1,90-Meter-Mann, und wie kam er überhaupt zum Speed-Fahren? Was macht er, wenn er nicht mit Geschwindigkeiten fern allemVorstellbaren über die Pisten brettert? Warum ist er nicht nur Extrem-Biker, sondern auch Chef eines UCI-Downhill-Teams? Und wie kommt es, dass er zwar Distributor der US-Marke Evil ist, es die Räder aber nirgends zu kaufen gibt?
Das alles und noch viel mehr beantwortet der Tiroler im ausführlichen Gespräch mit Rich:Art, geführt auf der Eurobike 2011.

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Wie alles begann

Mit Red Bull hat der gelernte Koch nicht nur einen Arbeit- bzw. Auftraggeber der etwas anderen Art gefunden, sondern auch einen finanzstarken Partner für die Realisierung seiner privaten Unternehmungen. Entstanden ist der Kontakt bei Markus erstem Speedbike-Versuch in Hintertux: Das Medieninteresse am einzigen österreichischen Teilnehmer bei diesem von Christopher Reindl (damals im Event-Marketing von Red Bull, heute Geschäftsführer von Servus TV) und Axel Naglich (Extrem-Freeskier und Red Bull Athlet) veranstalteten Event war groß, seine rasche Ersatz-Bike-Beschaffung in Folge eines Zoll-Problems gern gesehen, und „seither bin ich eigentlich irgendwie bei Red Bull dabei“, schildert der Mann mit Spitznamen „Herkules“ in der ihm eigenen, herunterspielenden Art.
Der Getränkehersteller zahlte nicht nur Markus erstes konkurrenzfähiges Downhill-Bike. Er übernimmt auch bis heute die Kosten für seine speziellen Rennvorhaben und stellt Filmteams und Fotografen für die außergewöhnlichen Projekte. Und: er engagierte ihn außerdem immer häufiger als Mann fürs Grobe bei kleineren und größeren Events.
Beruflich brachte schließlich eine über Nacht aufgestellte 30-Mann-Helfergruppe und drei durchgearbeitete Tage im Zuge der Hangar-7-Eröffnung den Durchbruch als Troubleshooter und Task Force: „Da haben die halt gesagt, den Markus müssen wir mitnehmen, weil irgendwo werden wir den brauchen“, erinnert sich der heute 37-Jährige, wie er zu seinem Status im Bereich Infrastruktur beim Air Race kam. Hörbeispiel für eine solche Eventualität gefällig?

Wie er seine Geschwindigkeits-Weltrekorde aufstellte

Die Probleme wurden mit zunehmender Professionalität der Events zwar weniger, dafür machte sich der Österreicher bei den weltweiten Stationen der Flug-Show zunehmend einen Namen als Teamleader: „Vielleicht liegt es an meiner Koch-Laufbahn, dass ich sehr gut zusammenhängende Arbeitsschritte abchecken kann. Ich kann relativ schnell sagen, ob etwas effektiv ist oder nicht, und wie man es effektiv machen kann.“
Ein Umstand, der dem Arbeitstier in höchstem Maße zu Gute kam, als es darum ging, auf Weltrekord Nummer eins (es waren übrigens 187 km/h, mangels speziellem Prototypen aufgestellt in der Serienbike-Klasse 1999 in Les Arcs – auch, wenn sich Max heute nicht mehr recht daran erinnern kann, will), Weltrekord Nummer zwei folgen zu lassen.
Nur fünf Tage lagen zwischen Flugbuchung und erfolgreichem Projektabschluss, und auch bei der im Mai 2011 aufgestellten Schotter-Bestmarke spielten eher der Zufall und Markus Auge für effektive Abläufe eine Rolle als akribische Planung oder Vorbereitung. Aber hört selbst, wie ein Kurzentschlossener zu seinen Einträgen in die Annalen der Bike-Geschichte kommt und welche Bindung er dann zum dabei gefahrenen Material entwickelt …

Warum er ein UCI Trade Team gründete

Die Konzentration auf Spezialprojekte machte es dem Extrembiker ganz offensichtlich leichter, das Medien- und damit Sponsoreninteresse zu wecken, sprich: Geld zu verdienen, als dies vielleicht für einen Profi im Downhill-Weltcup der Fall ist. Aber obwohl der Tiroler „mit 30 Sekunden Speedfahren mehr Coverage als der ganze Weltcup-Zirkus in fünf Jahren“ erreicht, ist der Downhill-Weltcup für ihn die unumstrittene Königsdisziplin, in Aufwand und Arbeit mit seinen privaten Projekten nicht zu vergleichen:
„Wenn man im Downhill-Weltcup heute vorne mitmischen will, kann man daneben nicht mehr arbeiten, dann muss man sich zu hundert Prozent comitten und in allem zurückstecken. Das ist ein beinharter Job inzwischen, und nur jene, die das auch so sehen, kommen heute noch weiter. Jemand, der das nur zum Spaß macht und Talent hat, wird vielleicht Fünfzigster, Vierzigster, oder mal Dreißigster. Aber davon leben kann nur, wer permanent unter den Top 5 ist. Alles andere ist Taschengeld.“
Einige Vertreter dieser mit Haut und Haaren dem Downhill-Sport verschriebenen Spezies hat Markus mittlerweile um sich geschart und ihnen im MS Evil-, vormals MS Racing Team eine (im Vergleich zu anderen Team-Auftritten mehr als luxuriöse) Heimat gegeben. Nur: Was bewog den wilden Hund überhaupt 2004 gemeinsam mit Team-Manager Lukas Haider zur Gründung eines Weltcup-Teams? Warum ist mit Markus Pekoll nur ein einziger Österreicher in der Mannschaft mit dem abgefahrenen Doppelstock-Bus vertreten? Und welche Chancen gibt der Boss seinem heuer dazu gestoßenen Schützling?

Auch andere österreichische Talente, allen voran David Trummer, sind dem Team-Chef durchaus ein Begriff und stehen "unter Beobachtung" insofern, als die internationale Szene permanent nach vielversprechendem Nachwuchs abgegrast wird und Österreich "eben auch auf dieser Welt ist". Das A und O bei Neuzugängen sei, wie die Integration ins Team verlaufe - Stichwort Englischsprachigkeit oder Heimweh.
Um die Nachwuchsarbeit weiter zu fördern, sieht Markus vor allem den Verband gefordert. Und plädiert weiters für einen massiven Ausbau des touristischen Angebots. Trotz der hierzulande "supergeilen Berge", des extrem guten Geländes und der "Liftanlagen, die wahrscheinlich besser sind als in jedem anderen Land der Welt" werde die Infrastruktur im Sommer nicht genutzt. "Wenn's nur in St. Anton und Kitzbühel Schilifte gäbe, würde es wahrscheinlich nur 500 Schifahrer geben in Österreich. Und wenn's nur in zwei Schigebieten eine Downhill-Strecke gibt, wird halt auch in dem Sport nicht viel nachkommen, weil ja die Eltern nicht jedes Wochenende hunderte Kilometer fahren können, um ihre Kids zu einem Bikepark zu bringen."
Ganz nach Vorbild des alpinen Schisports würde der Geschwindigkeits-Fan zudem mit MTB-Gymnasien oder -Schulen liebäugeln. Gemeinsam mit Markus März vom Bikepark Semmering wurde sogar schon einmal die Idee entwickelt, die leerstehenden Gebäude am Zauberberg für derlei Zwecke zu nutzen. "Da wäre das ganze Jahr über sportliche Betreuung da, und das was man wissen muss im Leben, lernt man in Sportschulen auch. Da wird jetzt vielleicht kein Physik-Wissenschaftler oder sonstiger Doktor daraus hervorgehen, aber davon brauchen wir ohnehin nicht so viele", behauptet der Mann der Praxis. Nachsatz: "Man braucht auch eigentlich keine Schirennfahrer, aber ist ja egal, was jeder macht, Hauptsache, es macht ihm Spaß."

Wie er zu Evil kam und Evil vielleicht bald zu ihm kommt

Den Spaß an der (Team-)Sache verloren hätte Markus beinahe im Laufe der soeben zu Ende gegangenen Saison. Der Grund: Wegen fehlerhafter Rahmen kamen keine Evil-Bikes auf den Markt, ergo auch kein Geld in die Firmenkasse des Team-Partners. Die Kosten für die Weltcup-Mannschaft übernahm daraufhin der Boss selbst.
Nach wie vor – und nicht zuletzt aufgrund der vielversprechenden Prototypen, die er einen Tag vor der Eurobike erstmals getestet hat – ist Markus aber von der Performance und den Möglichkeiten der Bikes mit dem Deltalink überzeugt. So überzeugt, dass er nunmehr eine Firmenbeteiligung anstrebt …

Und was hat Markus Stöckl über die angestrebte Firmenbeteiligung hinaus in nächster Zeit so vor?
Sollte die (Teil-)Übernahme nicht zustande kommen, gibt es genügend Interessenten, die anstelle von Evil als Partner einspringen würden. Denn „weitere Erfolge, Medaillen und Podestplätze mit dem Team zu holen“ würde ihm natürlich gefallen.
Persönliche sportliche Ziele hat sich der Tiroler ebenfalls schon wieder gesteckt: „Das 24-Stunden-Rennen am Semmering, weil es muss ja möglich sein, dass ein Einzelfahrer mehr Runden fährt als das schnellste Viererteam. Und natürlich sind wir auf der Suche nach einer neuen Strecke auf Schnee.“ Hier hat der Speed-Fahrer den ultimativen Rekord per Serien-Bike im Auge: „Wir wollen über 222, im besten Fall über 230 km/h.“
Außerdem steht ja eine Rückkehr des Air Race im Raum, wo der Vielbeschäftigte nach wie vor involviert ist. Vorerst hänge aber alles davon ab, was mit Evil wird, denn „wenn das zustande kommt, habe ich wahrscheinlich relativ wenig Zeit für all die Hobbys, die ich sonst so habe, inklusive Air Race“, grinst Mister MS – und geht verhandeln …

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Radeln gibt es noch zu kaufen. Ein paar wenige Händler haben noch Rahmen. Nur haben die meisten Angst dass diese einen Rahmen kaufen der Probleme mit dem Hinterbau hat.

Ich hab mir leider ein gebrauchtes Evil gekauft. Das gleitet über Hindernisse drüber, das ist wahnsinnig. Super Geometrie. Delta System spricht super an egal bei was.

Leider erwischte ich die Serie die Probleme mit dem Delta Link haben. Seit 2 Wochen bin ich auf der Suche nach Ersatzteilen. Kein Chance. Gibt keine mehr, nirgends. Ich versuche sogar schon eine Firma zu finden die mir die Ersatzteile selbst zusammenfräsen können. Hab über 2000 euro nur für den Rahmen hingeblättert. Leider ist dieser nun unbrauchbar.

Wieviel Kohle muss man denn als Investor bereitstellen? ;P

Ich warte schon sehnsüchtig auf das Undead. Eventuell bekomme ich Preisnachlass dann auf den Rahmen da meiner ja unbrauchbar ist...Bleibt nur zu hoffen das dass kein leeres Versprechen war....

 

So long

Cheers

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