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RC Schnecke Wintercup - Die Graswurzelbewegung

Sonntag ist wieder Schnecke-Cup! Entstanden aus illegalen Rennen, deren Kurs jeweils im Morgengrauen mit Fähnchen abgesteckt wurde, hat sich die nunmehr offizielle Serie zu einem Fixtermin für die (Ost-)Österreicher gemausert und sorgt für frischen Wind in der Querfeldein-Szene. Ein Lokalaugenschein zum Mitschwitzen, Mitfrieren, Mitfiebern - und nächstes Mal hoffentlich Mitmachen.

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Wenn grau und unerbittlich der Bodennebel wabbert und fieser Wind die Kälte durch sämtliche Kleidungsritzen treibt, hat der gemeine Mountainbiker zwei Möglichkeiten: Ab hinter den Ofen, oder raus, jetzt erst recht. Seit 13 Jahren schon unterstützt ein rühriger Wiener Verein die winterlichen Outdoor-Ambitionen seiner Mitglieder und Freunde und packt eine praktikable Portion Rennluft dazu. Als "schwarze Rennen" zuerst, als offiziell gemeldete Serie dann, sorgt der RC Schnecke mit seinem Wintercup seit 1995 für Abwechslung und Action in der dunklen Jahreszeit. Dass es der knapp 100-köpfigen Gemeinschaft mit ihren bis zu acht Rennen pro Saison außerdem gelungen ist, die darbende Querfeldein-Szene wiederzubeleben, gilt als positiver Nebeneffekt der Back-to-the-roots-Events.

Schauplatz Cyclodrom, 20. Wiener Gemeindebezirk, erster November 2009. Manch Oberschenkel zittert, manch Nase trieft, während letzte Hand an mehr oder weniger edles Material gelegt wird. Das Wetter präsentiert sich in eingangs erwähnter Bestform, vom prognostizierten Sonnenschein ist im undurchdringlichen Nebel über der Donauinsel nichts zu sehen. 144 Startern ist das genau egal. Entschlossenen Blicks werfen sie sich in Schale, nützen ihre Aufwärm-Runden für lockere Plaudereien oder letzte Tuningsmaßnahmen, deponieren Ersatzteile und -räder im Wechselbereich.

Denn Querfeldein, das heißt nicht nur kurze, eher flache Rundkurse garniert mit Hindernissen und jenen Schwierigkeiten, die winterliche Bodenverhältnisse mit sich bringen können. Querfeldein, das heißt auch „Materialwechsel erlaubt“. Anders ließe sich manch völlig verschlammte Runde nämlich gar nicht mehrfach absolvieren, und auch der Spannung des Rennverlauf kommt’s zugute, wenn ein platt gefahrener Reifen flugs gegen ein nagelneues Laufrad getauscht werden kann, statt ob der Kürze des Wettkampfs zum Ausscheidungskriterium zu werden. Pech natürlich, wer nur einen Crosser und keine Ersatzgarnitur sein eigen nennt. Und Pech auch, wer erst gar kein spezielles Querfeldeinrad besitzt. Bei internationalen Rennen ohnehin nicht erlaubt, bei großen nationalen nur nach einigen Umbauten, sind Mountainbikes beim Schnecke-Cup zwar selbstverständlich zugelassen; im Vorteil ist man mit den kleinzölligen Rädern aber – anders als früher, als niemand einen Crosser besaß und die Kurse dementsprechend MTB-freundlich gesteckt wurden – kaum noch. Zu flach und lang die Tretpassagen, zu kurz die Anstiege, zu schwer die Böcke beim Überlaufen der Hindernisse.

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Allerdings scheint die Materialfrage ohnehin nur die wenigsten zu kümmern, während sie hinter der einfach über den Asphalt gezogenen Startlinie Aufstellung nehmen. Viel wichtiger nehmen sich in den letzten Gesprächen und feixenden Kommentaren die jüngst durchlebten Grippe-Infekte und soeben absolvierten Trainingspausen aus. Kein Zweifel: Es ist ein - von typischerweise vielen Hobby-Fotografen flankierter - Haufen untrainierter, übergewichtiger und eigentlich sterbenskranker Gelegenheitsbiker, der sich hier wirklich nur zum Spaß einfindet und damit's nachher was zum Reden, Kommentieren und Schauen gibt auf bikeboard.at.

Der beeindruckende Antritt der Spitzenfahrer, das hohe Tempo des Mittelfeldes, das unerbittliche Hinhalten auch der Hinteren, die lautstarken Fluche bei Kettenklemmern und Bremsdefekten, die beherzten Kommandos der Überholenden - all das wäre vielleicht geeignet, Zweifel an der Just-for-Fun-Version aufkommen zu lassen. Im Grunde genommen aber stimmt's: Die Schnecke Wintercups verströmen noch jenes Flair rennsportartiger Spaß-Veranstaltung, die früher vielleicht allen Wettkämpfen zu eigen war: Hochfunktionelle Windstopper-Überschuhe ziehen an Wollstricksocken mit Bärchen-Applikation vorbei, der Duft von Wärmeöl auf austrainierten Waden mischt sich mit dem aus flatternden Windjacken herausdampfendem Schweiß. Es geht um die Ehre und einen feuchten Händedruck, und um beides lässt sich kämpfen auch ohne aufwändiger Moderation, kostspieligem Zeitnehmungschip und pompösem Tand.

Nach 60 Minuten ist die Schinderei vorbei. Der Rennleiter postiert sich in der Mitte der Strecke und winkt einen Finisher nach dem anderen heraus, die Protokolle der Rundenzähler füllen sich im Nu. Aus dem Führungstrio, das dem Feld vom Start weg in beeindruckend professioneller Manier enteilte, hat sich Landesmeister Gerald Hauer durchgesetzt, bei den Damen hat Beate Eysinger das Rennen gemacht. Noch keuchen die Athleten und friert das Publikum, als vier, fünf Mannen des RC Schnecke bereits mit den Abbau-Arbeiten beginnen. Hunderte Meter Absperrband, unzählige, über die Jahre gesammelte Eisensteher, einige Banner und das kleine Zelt der Startnummernausgabe wollen beseitigt sein, ehe es zur Siegerehrung ins nahe gelegene Gasthaus geht.

Glühwein macht die Runde und erste Resümees werden gezogen, und der Ergebnislisten-Verantwortliche zieht sich in ein ruhiges Winkerl zurück. Schließlich soll alles seine Richtigkeit haben, wenn's in Kürze mit Rennen Nummer zwei und drei weitergeht ...

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Interview: "Von Jahr zu Jahr"

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Bikeboard.at im Gespräch mit Andi Mitterlehner, langjähriges Mitglied des RC Schnecke und bis dato Herr der Ergebnislisten des Wintercups, über Intentionen, Sorgen und Zukunftspläne eines Renn-Veranstalters...

BB: Mindestens hundert Teilnehmer pro Rennen aus Österreich und den Nachbarländern, die sich im freundschaftlichen Wettkampf auf ihren Zweirädern messen - war das geplante Absicht, oder wie lautete die ursprüngliche Idee hinter dem RC Schnecke Wintercup?

Andi Mitterlehner: Nein, ursprünglich war's gedacht als Winterausgleich für unsere Mitglieder. Anfangs sind auch tatsächlich nur 15 bis 25 Teilnehmer über die illegal im Morgengrauen abgesteckten Kurse gefahren, aber allmählich stießen Fahrer befreundeter Vereine dazu und auch immer mehr Lizenzfahrer, sodass der ÖRV intervenierte. Seit 2007 gibt es deshalb die offiziell gemeldete Serie, und die Lösung mit den Tagespässen für Nicht-Lizensierte hat sich als guter Kompromiss erwiesen.

Wieviel Aufwand steht hinter der Organisation eines solchen Cups, und wieviele Leute arbeiten daran?

In Summe sind's wohl rund acht Leute, die sich um die behördlichen Bewilligungen, den Streckenbau, die Organisation der Startnummernverteilung, das Verfassen der Rundenprotokolle und der Ergebnislisten kümmern. Und dann gibt's noch drei bis fünf Helfer für den Auf- und Abbau an den jeweiligen Rennwochenenden. Prinzipiell gibt's immer eine Besprechung nach der Saison, bei der große Pläne gewälzt werden, dann schlafen wir einige Monate darüber, und dann, im August ungefähr, stellen wir fest, dass doch allmählich etwas getan werden sollte.


Früher gab's deutlich mehr Termine, die sich bis in den März hinein verteilten, heuer sind's nur drei, die allesamt noch vor Weihnachten stattfinden. Den Schnecken geht doch hoffentlich nicht die Luft aus?

Wir planen nur von Jahr zu Jahr, und nachdem sich heuer einige Vereinsmitglieder aus der Organisation zurückgezogen haben, wurde beschlossen, es in etwas kleinerem Rahmen laufen zu lassen. Und mittlerweile haben sich ja auch andere Organisatoren gefunden, die ähnliche Veranstaltungen bieten, es muss also nicht mehr alles vom RC Schnecke kommen.

Angesichts der alljährlichen Teilnehmerrekorde und des positiven Feedbacks, dass ihr immer bekommt: Wäre der RC Schnecke nicht auch für höhere Aufgaben wie die Ausrichtung einer ÖM berufen?


Das haben wir auch schon überlegt. Aber eine ordentlich durchgeführte ÖM kostet viel Geld, und diesen Aufwand können und wollen wir nicht betreiben. Ein vernünftiges Budget aufzustellen ist mühsam und bedeutet viel Arbeit. Momentan geht das Startgeld in den Bewilligungen, für Rettung und Material und im Preisgeld auf. Man bräuchte also Sponsoren zur Finanzierung. Diese zu suchen, würde aber unsere derzeitigen Kapazitäten übersteigen.


Fotos: Erwin Haiden, Dominik Kiss
Text & Interview: Lisi Hager


Super Storie von der Lisi, die ja selber auch etwas vom Rennfahren versteht! :klatsch:

 

Und Schnecken sei dank, ist euer Paolo jetzt auch ein Crossfanatiker! Querfeldein oder International gesprochen Cyclocross ist ein saugleier Sport.

Das war nicht immer so, im Gegenteil, ich hielt die Querfeldein Fahrer für Innovationsverweigerer aus dem RR-Lager, dennl wofür gibts schließlich MTB's:du:

 

Crossen forever

RC-Schnecke forever

Andi "1_98" M's Racereports forever

bikeboard.at forever

 

Ciao

Paolo

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...weil ich ihn heut mal wieder getroffen habe....

 

kann mich noch ganz gut erinnern - muss 1994 gewesen sein - damals eine saison im

trikot der schnecken unterwegs, war ein gewisser karl reinisch unser trainer...

(jeder, der ihn kennt, weiss was das heisst...:eek:)

 

haben uns damals öfters sonntag morgen am ziegelteich in hirschstetten getroffen,

sind dann eine gedachte runde um den see gefahren, und dann hats geheissen,

soda burschen, jetzt foahrts a stund wos geht, um den see... :D

 

i glaub, des war so a bissl da prototyp vom schnecke cup....:D

 

also schnecken, vielen, vielen dank für diese einzigartige rennserie, und ich hoff, es

folgen noch unzählig viele jahre, des wintercups!!!:toll:

(auch wenn ich irgendwann wirklich mal damit aufhören sollt....:rolleyes::cool:)

 

der erfolg gibt euch ja recht!!!:klatsch::klatsch:

 

thx :U:

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jein.

die veranstaltung ist super organisiert und das bikeboard sorgt dafür, dass positive kommentare, berichte und fotos verbreitet werden. würden die rennen schlecht sein, könnte da bikeboard auch nicht helfen, im gegenteil.

heute teil 2 der heurigen serie: wieder über 120 starter, allen schmerzt der rücken ;), aber trotzdem großteils zufriedene gesichter. dazu perfektes wetter, irrsinnig lockere athmosphäre. so macht "rennen" fahren wirklich spaß.

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