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Schöckl Trail Area

Schöckl Trail Area

12.03.16 13:41 24.467Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden, Markus K.
Direkt vor den Toren der Stadt Graz liegt ein wahres Paradies für Biker. Durch die besondere Lage und die Gondel bietet die Schöckl Trail Area beinahe ganzjährigen Abfahtsspaß auf natürlichen Wegen.12.03.16 13:41 24.493

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12.03.16 13:41 24.49311 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Erwin Haiden, Markus K.
Direkt vor den Toren der Stadt Graz liegt ein wahres Paradies für Biker. Durch die besondere Lage und die Gondel bietet die Schöckl Trail Area beinahe ganzjährigen Abfahtsspaß auf natürlichen Wegen.12.03.16 13:41 24.493

Mystisch überragt der Schöckl das vor ihm liegende Grazer Becken und Leibnitzer Feld. Seine exponierte Lage am südlichen Zipfel des Alpenrands machen ihn zum beliebten Ausflugsziel der nahen Städter – aber auch seit jeher zum Mittelpunkt zahlreicher Sagen. Von unheimlichen Schätzen im Inneren des Berges, von Wetterhexen, Riesen und Kobolden, sowie von gewaltigen unteririschen Seen erzählt sich die Bevölkerung des Umlandes. Nicht selten soll auch der Teufel seine Finger am und um den Schöckl im Spiel gehabt und seine Schergen und Hexen entsandt haben.

Wie viel Wahrheit in den schicksalsträchtigen Erzählungen liegt, können wir nur mutmaßen. Den geheimnisvollen Schöcklschatz wagen wir aber als gefunden zu bezeichnen. Zwar nicht unterirdisch, sondern an den 'gen St. Radegund abfallenden Hängen gelegen liegt er da, der Juwel vom Schöckl. Nicht aus Gold, Edelstein und Silber, sondern aus Erde, Wurzelwerk und Stein. Geschaffen weder von Teufel noch Kobold, sondern von Michael „Gö“ Gölles und seinem Team, die diesen Vergleich so gar nicht schätzen.
Mit der Schöckl Trail Area hat sich der ehemalige Downhiller seinen ganz persönlichen Traum erfüllt. Mit viel Blut, Schweiß und Zeit entstand ein – man glaubt es kaum: offizielles – Netzwerk aus feinsten Naturtrails in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Dass man als Mountainbiker auch in der Seilbahn gern gesehener Gast ist, stellt das Tüpfelchen auf dem „I“ dar.

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 "Gibim, Hintnumi und Getscho" 

Die neuen Namen von Singletrail, Freeride und Downhill

Während wir uns die ersten Abfahrtsmeter aus den Unterarmen schütteln, und uns Gö bereits die nächsten Passagen schmackhaft macht, zaubert ihm ein: „Do is jo endlich a die Piza!“ ein noch breiteres Lächeln ins Gesicht. Pure Dekadenz beim Spotcheck? Rotwein und Pizzaservice am Trail? Stuntdoubles und Butlerservice inklusive? Alles weit gefehlt.
Sein Ausruf galt nicht unserem Hunger, sondern der hinter Vollvisier versteckten Bikerin, welche sich hinter unseren Rücken behände durch den Wald schlängelt. Patrizia „Piza“ Posch, ihrerseits bessere Hälfte von Gö, und mit ihm gemeinsam gute Fee hinter der Fahrtechnikschule The Gap, gesellt sich für den Rest des Tages zu uns.

Das Wegerl, über welches sie zu uns gestoßen ist, ist Teil der Schöckl Trail Area, an welcher viel Herzblut und noch mehr Schweiß von Michi Gölles, Patrizia Posch und dem Stattegg-Mastermind Jürgen Pail hängen. Seit eines Wintertages irgendwann Anfang der 1990er-Jahre eine per schlauem Tauschgeschäft strategisch platzierte Kiste Bier den ersten gondelbasierten MTB-Aufstieg auf den Grazer Hausberg ermöglichte, sind Biker am Schöckl ein vertrautes Bild – nicht nur im August, wenn sich erst internationale MTB-Jugend und dann nationale Marathon-Anhängerschaft auf seinen Strecken tummeln.
Mit der 2014 eröffneten Trail Area bietet der einst vor allem für seinen gefürchtet steilen und schwierigen Downhill-Kurs bekannte Berg nun ein breiteres und vor allem legales Wegenetz in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.
Und: Dank ganzjährig fahrender Gondel und südöstlicher Hanglage überrascht der Schöckl trotz seiner 1.445 m Höhe als saisonloser Berg. Insidern zufolge soll er selbst noch im Winter absolut fahrbare Bedingungen bieten.

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Nach ausgiebigen Erkundungstouren samt mehr oder minder ergiebigen Bodenproben zeichnet sich ein klares, erfrischendes Bild. Denn mit den glattgeleckten, ausgefegten Hochschaubahnen, welche neuerdings vielerorts prägendes Aushängeschild sind, hat die Schöckl Trail Area wenig am Hut.
Nur in der untersten, leider noch ausschließlich über ein kurzes Asphaltstück erreichbaren Sektion kurz vor der Talstation der Gondel in St. Radegund findet sich eine Bikepark-ähnliche Spielwiese aus Wellen, Sprüngen, Anliegern und Drops. Auch ein kleiner Pumptrack lädt hier zum Verweilen ein. Solange Arme, Beine und Lunge das Spiel mit dem Körperschwerpunkt eben mitmachen.
Am Rest des Berges dürfen sich Wurzeln und Steine frei entfalten. Vor uns liegt ein Paradies für bekennende Naturtrail-Liebhaber. Und nicht nur diese kommen auf den perfekt gepflegten, mäßig frequentierten Wegen auf ihre Kosten.

 "Mit glattgeleckten, ausgefegten Hochschaubahnen hat die Schöckl Trail Area wenig am Hut." 

Es regieren Steine, Wurzeln und Wald
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Hoch ansetzen, leichtfüßig federnd über die Wurzelpassage, um die Höhe zu halten. Die Steilstufe am Kurvenausgang geht sich leicht aus, danach Finger weg von der Bremse, sonst verabschieden sich Vorderrad und Pilot schnell über den Wurzelteppich. Mit Druck auf Innenlenker und Außenpedal herum ums Eck, dank geschickter Entlastung schlucken Federweg und Körper die nächste Felspassage; die schnelle Linie ist ganz oben, dort wo man sie eigentlich nicht gleich suchen würde. Und ohne das voranfahrende Hinterrad samt erfahrenem Mastermind würde man wohl auch gar nicht auf die Idee kommen, dorthin zu steuern.

Flashback beim Schreiben? Nur zum Teil. Der Schöckl ist wie gemacht, um an der Fahrtechnik zu feilen, und um Linien lesen zu lernen. Ob ambitionierter Touren-Biker, Downhill-Jünger oder Enduro-Höriger: Dazulernen kann hier jeder etwas, einfach wird's dabei keiner haben.
Mehr Sicherheit am nächsten Alpencross, oder für die kommende Marathonsaison endlich den Respekt vor nassem Wurzelwerk verlieren? Liftbasiert und vor allem völlig legal Trainingszeit auf Trails herausschinden, wie sie sonst nur für Enduro Rennen freigegeben werden? Je nach persönlichem Anspruch lassen sich die drei Strecken Gibim (ehemals Singletrail), Getscho (ehemals Downhill) und Hintnumi (ehemals Freeride) miteinander kombinieren oder einzeln abfahren.

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Zum Einrollen entschließen wir uns für die Gibim. Teils über felsiges Terrain, teils auf wurzeldurchzogenem Waldboden, windet sich dieser auf über vier Kilometern 'gen Talstation - ein legal befahrbarer Wanderweg, von Bikern für Biker sozusagen.
Wie das gesamte Gebiet profitiert die Strecke enorm vom Schwammeffekt des vorherrschenden Kalkgesteins und bietet - akuten Dauerregen ausgenommen - vorwiegend recht trockene Bedingungen. Für die fahrtechnischen Herausforderungen gibt es meist Varianten, ein regelmäßig kreuzender Forstweg dient als Notausstieg.

Zumindest Knieschützer seien der geneigten Leserschaft jedoch ans Herz gelegt, denn vor allem im Feuchten offenbart der als mittelschwer ausgewiesene Trail manch Herausforderung, die nach gefühlvoller Hand verlangt, oder − bei Nichtvorhandensein − selbige schult. Sind die entsprechenden Linien erst gefunden, gibt es keinen Grund, nach der 650 Hm umfassenden Gondelfahrt nicht erneut denselben Weg einzuschlagen.
Immer breiter wird unser Grinsen, dank der wenigen Mitstreiter und der guten Einsehbarkeit der Strecke lassen sich suboptimal absolvierte Passagen bis zur Erschöpfung wiederholen.

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Wenige Meter unterhalb des Gondelausstiegs finden mittags schließlich Bremsen, Fahrwerk und Piloten ein paar Augenblicke der Ruhe im Stubenberghaus. Ebendort macht uns Gö für den Nachmittag Downhill-Strecke Getscho schmackhaft: "Einer der technisch schwierigsten Kurse der Welt, perfekt für junge Fahrer wie Manuel Gruber. Da können sie sich so richtig austoben und ihre Grenzen kennenlernen".

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Bezüglich Vorbereitung und Sicherheit für solcherlei Abfahrten schwärmt der The Gap-Gründer bei Almö-Burger, Apfelsaft und gigantischem Topfenstrudel mit Vanillesauce von seinem zweiten und neuesten Projekt, einem Trailpark bei Krumegg/Graz. Dazu hat er kürzlich eine 100.000 m2 große Fläche gepachtet, auf der er sich mit Pumptrack, 1,7 km Rundkurs und Jumplines bautechnisch nach Lust und Laune austoben kann. Von der richtigen Uphill-Technik über Sprünge aller Art bis hin zu offen Kurven und Anliegern lässt sich am Gelände alles bestens vorzeigen, ausprobieren und verbessern.
Nach und nach soll dort die perfekte Spiel- und Lernwiese für sämtliche Spielarten des Mountainbike-Sports entstehen. Auch eine eigene Leihbike-Flotte wird es vor Ort geben. Damit will Gö Schülern und Jugendlichen aus dem Umkreis die Chance geben, unseren schönen Sport für sich zu entdecken. Schulkurs im Bikepark statt Wandertag mit langen Gesichtern - klingt doch gut, oder?

 "Austoben. Grenzen kennenlernen." 

Gö's Handlungsempfehlung für die Getscho.
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Doch zurück zum Downhill-Kurs Getscho. Gestärkt, jedoch etwas zögerlich, folgen wir unseren mit Bigbikes bewaffneten Begleitern. Ob unsere Trailbikes dieser Herausforderung gewachsen sind? Und vor allem, ob unser Fahrkönnen dafür ausreicht? Über eine steile Holzrampe zweigen wir vom Schotterweg ab in ein romantisch-dunkles Waldstück. Ist es hier feucht, wird die Reifenwahl zum Krimi.
Wo auch die sieben Zwerge nach Schneewittchen suchen könnten, reichen sich grobe Steine, Wurzeln und Stufen die Hand. Teils mächtig steil, dann wieder flowig, werden hier selbst die Besten der Besten herausgefordert. Wie am ganzen Berg machen auch auf der Getscho das Tempo und die damit einhergehende Linienwahl die Musik. Für Gravity-Biker - Skills und Überwindung vorausgesetzt - eine Sache von wenigen Sekunden, tasten wir uns dann doch lieber im Trialmodus durch die Schlüsselstellen. Angepasste Tempowahl und genügend Erfahrung vorausgesetzt, kommen auch Enduro-Piloten auf ihre Kosten. Ganz davon abgesehen, dass ab dem Frühjahr 2016 ein weiterer Downhill-Abschnitt im unteren Bereich des Kurses das Streckenangebot ergänzt und es somit für Fahrer aller Levels wieder Neuland zu entdecken gibt.
Heftig bleibt die Strecke in jedem Tempo. Behelmt mit Vollvisier und verpackt in obligate Protektoren zu Werke zu gehen, können wir retrospektiv nur wärmstens empfehlen.

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Resümee

Fördern der Fahrtechnik durch Fordern von Mensch und Maschine. Gepaart mit unserem leicht labilen Dauergrinsen ist die Trail Area gut umrissen. Fazit: Einen Besuch - ob zum Einläuten der Saison, zwecks Auskosten der sommerlichen Hochform oder zur Verlängerung des Trail-Vergnügens in Herbst und Winter - ist der Schöckl jederzeit wert.

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Informationen

Shortcut:
Lediglich 15 km von Graz entfernt, dient der Schöckl den Städtern seit jeher als Naherholungsgebiet. Mit 1.445 m überragt er die umliegende Landschaft und lockt durch seine günstige Lage ganzjährig Besucher an. Von Genusswanderern über Paragleiter bis hin zu Mountainbikern sind am Berg und in der Seilbahn alle Bergbegeisterten willkommen. Neben der drei Strecken umfassenden Trail Area gibt es auch einige Touren, die sich mit der Gondel kombinieren lassen. Die Saison zählt wohl zu den längsten überhaupt, ist der Betrieb doch mit Ausnahme von je zwei Wochen Revision im Herbst bzw. im Frühjahr ganzjährig aufrecht. Die Strecken der Trail Area sind mitunter sehr selektiv, Schutzausrüstung und sichere Bike-Beherrschung werden empfohlen. www.schoeckl-trail-area.at

Gondel:
Die Seilbahn fährt ab 20. März (Ende Frühjahrsrevision) wieder täglich von 09:00-16:30 Uhr. Für die Trail Area sind Startnummern nötig, welche gegen eine Pfandgebühr von sechs Euro entlehnt werden müssen – fünf davon erhält man bei Rückgabe erstattet. Die Tageskarte inklusive Fahrradtransport kostet für Erwachsene € 28,-, Kinder zahlen € 19,50. www.holding-graz.at/schoeckl

Quartiertipp:
Stubenberghaus, Schöckl 73, 8061 St. Radegund; www.stubenberghaus.eu
Nächtigen am Berg, außen traditionell, innen modern. Sensationelle Küche und herzlicher Wirt.

Einkehr:
Etliche Möglichkeiten am Berg und im Tal, vgl. www.schoeckl-trail-area.at

Verleih/Service:
Mehrere Fachgeschäfte in Graz und Umgebung, vgl. www.schoeckl-trail-area.at

Events:
02.04.2016 Kinder-Bike-Rennen und Eltern-Kind-Tag im Zielhang, www.the-gap.at
23.-25.04.2016 Grazer Bike-Opening Stattegg + Gipfelsturm, www.bike09.at
05.06.2016 Enduro 4Fun, www.schoeckl-trail-area.at
15.-19.08.2016 Mountain Youngsters of Europe, www.bike09.at
20./21.08.2016 Grazer Bike-Marathon Stattegg, www.bike09.at
23.04./25.06./06.08. 2016 The Gap Jugendfreeridetage, www.the-gap.at

Guiding:
Summercamps, Fahrtechniktraining und wöchentliche Kinder-/Jugendkurse ab April 2016, auch mit Leih-Bikes: www.the-gap.at

Allg. Infos:
www.bíkeculture.at

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