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Sommer-Lektüre

Sommer-Lektüre

27.07.21 07:44 2.022Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Innviertlerin auf Pixabay
Die Tour de France der Radrennfahrer ist geschlagen, nun folgt jene der Philosophen! Oder wie wär's mit ein paar Klettertipps von Geraint Thomas?27.07.21 07:44 2.029

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27.07.21 07:44 2.0293 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Innviertlerin auf Pixabay
Die Tour de France der Radrennfahrer ist geschlagen, nun folgt jene der Philosophen! Oder wie wär's mit ein paar Klettertipps von Geraint Thomas?27.07.21 07:44 2.029

Sommerzeit ist Lesezeit – schließlich ist nach beendeter Tour de France jetzt endlich Zeit für andere Freizeitbeschäftigungen als Live-Übertragungen-Schauen.
Für einen flüssigen Übergang vom Mitfiebern am Sofa zum Schmökern am Strand empfehlen wir vor allem zwei Bücher aus Profi-Feder: Sokrates auf dem Rennrad von Guillaume Martin und Radsportberge und wie ich sie sah von Geraint Thomas.

Sokrates auf dem Rennrad

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Radsportprofi und Philosoph - so lauten die beiden Berufe von Guillaume Martin. Als der eine tritt er aktuell für Cofidis in die Pedale, mit einem elften Gesamtrang bei der Tour de France und dem Bergwertungssieg bei der Vuelta 2020 als bisheriges Best-of. Als der andere hat der Franzose an der Universität Paris-Nanterre studiert und mit einem Master abgeschlossen, schreibt als Zeitungskolumnist philosophische Radsport-Tagebücher und legte mit Sokrates auf dem Rennrad sein erstes Buch vor.

Der "Nietzsche mit Rennlenker", wie Journalisten den 28-Jährigen alsbald titulierten, wagt in der bei Covadonga verlegten Übersetzung der Tour de France der Philosophen ein witziges Gedankenexpermiment frei nach dem legendären Monty-Pyton-Sketch "Philosophy Football": Wie würden sich große Denker wie Aristoteles und Platon, Spinoza und Freud, Kant und Pascal, Marx und freilich auch Nietzsche wohl beim wichtigsten Rennradrennen der Welt schlagen?
Geschickt, kurzweilig, unterhaltsam und in unaufdringlicher Weise lehrreich verwebt der Cofidis-Kapitän in seiner Erzählung eigenes Erleben und imaginären Plot. Letzterer stellt das überraschende Antreten der griechischen Philosophen der Antike bei der Tour de France in den Mittelpunkt und fokussiert gleichzeitig auf eine deutsche Mannschaft, die anfangs in der Krise steckt - trotz oder gerade wegen der revolutionären Ideen von Teamchef Einstein.
Wer sich vor allem für den Radsport interessiert, wird so en passant mit den Grundzügen bedeutender Ideen und Theorien konfrontiert. Philosophisch bewanderte Leser hingegen freuen sich über die wiedererkennbaren Züge der Gelehrten im Rennsattel. Und am Ende ist allen klar: Körperliche Höchstleistungen stehen nicht im Widerspruch zu intelektuellen Ambitionen ... Prädikat: originell und lesenswert!
ISBN 978-3-95726-053-6, € 14,80

Radsportberge und wie ich sie sah

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2018 gewann Geraint Thomas die Tour de France, 2019 wurde er Zweiter. Acht weitere Male ist der zweifache Olympiasieger und dreifache Weltmeister im Bahnradsport davor schon bei der wichtigsten aller Landesrundfahrten angetreten, darüber hinaus bestritt der Brite Straßen-Weltmeisterschaften, Kopfsteinpflaster-Klassiker und unzählige WorldTour-Rennen und Etappenfahrten, ehe ihn 2020 zwei schwere Stürze – Bruch der Hüfte beim Giro, Schulterluxation bei einem Trainingssturz zu Jahresende – für lange Zeit außer Gefecht setzten. Kurzum: Der Mann hat die Radsportberge dieser Welt gesehen, und kann auch allerhand dazu erzählen.

Mit seinem gemeinsam mit Tom Fordyce verfassten Buch legt der walisische Tour-Sieger einen Insider-Kletterführer zu 25 außergewöhnlichen Anstiegen in aller Welt vor – von den legendären Dauerbrennern der Großen Landesrundfahrten über die Schlüsselstellen der Klassiker bis hin zu absoluten Geheimtipps. Steile Straßen, die er liebt, und solche, die er nicht vergisst. Pässe, die er zu fürchten gelernt hat, und solche, die er aus vollem Herzen verabscheut. Trainingsberge auf Mallorca oder Teneriffa und exotische Herausforderungen in Übersee.
Einziger Vertreter aus Österreich ist die Ötztaler Gletscherstraße, welche Thomas im Rahmen der Tour de Suisse 2015 und 2016 absolvierte. Ein Umstand, der ihn anfangs glauben ließ, er befände sich in der Schweiz, und den er folgendermaßen erklärt: „... das ist halt das Problem mit diesem Berg: Du hast solche Schmerzen, dass das Einzige, was du noch in der Lage bist zu registrieren, der Abstand zwischen deinem Vorderrad und dem Hinterrad des Typen vor dir ist.“
„G“, wie der 35-Jährige genannt wird, schildert Oude Kwaremont, Puig Major, Col du Galibier und Stelvio, Tumble & Co. also strikt und kompromisslos aus (vorderster) Rennfahrersicht, eingebettet in Rennsituationen, freimütig Wattwerte offenbarend, scharf analysierend hinsichtlich daraus zu ziehender Lehren für den nächsten Bewerb – dies allerdings auf denkbar leichtfüßige, humoristische und von einem weiten Horizont getragene Art und Weise.
Sölden, dem „Sausack“, verdankt Thomas z.B. die Erkenntnis, wie hoch sein ideales Renngewicht ist. Leser des im Covadonga-Verlag erschienenen Buches werden dem Briten manch kurzweilige Stunde verdanken, versprochen.
ISBN ISBN 978-3-95726-060-4, € 14,80 (D)


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