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Test: Alan Cross Race Pro

NoBody kam, sah - und liebte. Die Eindrücke des Stammersdorfer Routiniers nach drei Monaten mit der italienischen Edel-Crossete.
Text: NoBody Fotos: Erwin Haiden, BigAir

Rückblende: Ende Oktober, allmählich begann es richtig zu "herbstln". Mit jedem Blatt, das gelb oder rot zu Boden fiel, wurde ich unruhiger. Noch immer hatte ich kein Trainingsrad für die kommenden, winterlichen Bedingungen. Außerdem näherte sich der legendäre Schnecke Wintercup mit Riesenschritten.
Passender hätte der Anruf vom Schmerzlosen also nicht kommen können. Ich solle mich bei ihm zu Hause einfinden und ein Testrad abholen, meinte er.
Widerspruch wäre erstens zwecklos und zweitens ohnehin nicht angebracht gewesen. Außerdem hatte ich zum Trainieren just an diesem Tag keinen Bock, also hüpfte ich schnellstens ins Auto und machte mich auf die Reise ins Nimmerland.
Endlich in der Provinz angekommen, traute ich meinen Augen nicht: Da hing auf einem Radständer ein waschechter Carbon-Crosser! Matt lackierte Kohlenstoff-Fasern, keck hervorblitzende Wödmasta-Streifen, sanfte Rundungen, robustes Gesamtbild - Herz, was willst du mehr?!

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Der Name Alan sagte mir anfangs, ehrlich gesagt, nichts. Dank Google wurde mir aber schnell klar, was ich da testen durfte und woher die Berechtigung für die Verzierung mit Regenbogen-Streifen kam:
Neun Weltklasse-Fahrer und drei Topteams vertrauen momentan bei ihren Cyclocross-Einsätzen auf die handgemachten Räder des italienischen Herstellers, und fünf Bahn- sowie 20 (!) Querfeldein-Weltmeistertitel gehen mittlerweile auf das Konto von Alan. Außerdem feiert das "prodotto italiano" 2012 sein 40-jähriges Jubiläum; damit steckt in meinem Test-Bike beinahe so viel Lebenserfahrung wie in mir selbst - eine gute Ausgangsbasis für anregende Stunden zu zweit ...
Insgesamt umfasst das CX-Portfolio des Label fünf Modelle (1 Alu, 1 Scandium, 1 Monocoque und 2 Tube-to-Tube). Das Race Pro ist das erste in der Reihe und in Sloping- (5 Größen) oder Standard-Geometrie (20 Größen) bzw. sogar Maßanfertigung zu haben. Wer es gerne heller hätte, kann auf eine Farbmischung mit weiß zurückgreifen.

Spezifikationen Alan Cross Race Pro

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Tech Specs

RahmenT-700 3K High Modulus Carbon SchalthebelShimano Ultegra
GabelCF 12 Monocoque, 450 g lt. Hersteller SchaltwerkShimano Ultegra
GrößenS/M/L/XL/XXL Sloping oder Custom UmwerferShimano Ultegra
SattelFzik Arione CX BremshebelShimano Ultegra
VorbauFSA OS 150 Alu Bremse vo/hiFrogglegg s4c Cross Racing
LenkerFSA Vero Alu ZahnkranzShimano Ultegra 25/11, 10S
SteuersatzFSA Orbit CE KurbelFSA Gossamer cross 36/46
Sattelstützeintegriert InnenlagerFSA, BB30
ReifenChallenge Grifo Cross 34mm Gewicht (o.P.)
7,84 kg
LaufräderSonic Hyper Cross (Sonderausstattung) Preis
€ 4.500,-
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In freier Wildbahn

Zu Hause angekommen, ging es fluchs in die Werkstatt. Das integrierte Sitzrohr wurde auf die richtige Länge gekürzt und an der restlichen Ausstattung etwas feinjustiert.
Die Gewindebohrungen zur Flaschenhalter-Montage such man auf einem Profi-Crosser leider vergeblich. Aber egal, Trinkflasche ins Trikot-Tascherl, und schon flog ich durchs Herrenholz am Bisamberg, dass es nur so eine Freude war! Motiviert bis in die Zehenspitzen, schaltete ich sofort auf Rennmodus. Die Eindrücke aus dieser ersten und vieler weiterer Testfahrten:

Die Ultegra Schalt-/Bremsgriffe von Shimano funktionierten zwar gewohnt tadellos. Dennoch bevorzuge ich die Einheit von Sram, da der Schalthebel der Amerikaner eine größere Fläche besitzt und dadurch im ruppigen Gelände leichter zu treffen ist.
Die Übersetzung (36/46 in Verbindung mit 25/11 10-fach) verlangte bei dem einen oder anderen Anstieg nach ganz schön Schmalz in den Wadeln. Der Milliwatt-Fraktion würde ich deshalb den Griff zu einer leichteren 30/11-MTB-Kassette empfehlen. In der Ebene war die montierte Kombination dafür bis ca. Tempo 45 km/h mehr als ausreichend - zumindest für mich ...

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Die Challenge Grifo Reifen in Verbindung mit den supersteifen, handgemachten belgischen Sonic Carbon Laufrädern boten einerseits sensationellen Grip in den Kurven und beim Beschleunigen. Andererseits vermittelten deren Dämpfungseigenschaften gefühlte zwei Zentimeter Federweg und Traktion pur.
Nach meinem Missgeschick in Klosterneuburg (s.u.) wurden mangels Lieferbarkeit statt der ursprünglichen "Cross 34 mm" kurzerhand "Fango 33 mm" aufgeklebt. In Sachen Bodenhaftung machte dies kaum einen Unterschied, in Sachen Luftdruck (der Ersatzgummi verlangte nach mehr) sehr wohl. Auf die Laufruhe wirkte sich dies logischerweise negativ aus ...

Der in tube-to-tube-Bauweise handgefertigte Carbon-Rahmen aus T-700 3K High Modulus-Fasern beeindruckte nicht nur mit traumhaft fließenden Übergängen. Im Tretlager- und Steuerkopf-Bereich hätten ihn zudem nicht einmal Hulks Kräfte aus der Ruhe gebracht. Dazu die Liebe zum Detail, besonders gut nachzuvollziehen etwa bei den aus Titan gefertigten Ein- bzw. Ausgängen für die innenverlegten Züge ...
Über mangelnde Reifenfreiheit brauchte ich mir weder am Hinterbau noch an der Gabel Gedanken zu machen. Zwar habe ich es nicht ausprobiert, aber vermutlich würden sogar schmale 29er-MTB-Reifen Platz haben. Was, montiert an einer zweiten Laufradgarnitur für den raschen und unkomplizierten Wechsel zwischen Rennrad- und MTB-Gummierung, der eierlegenden Wollmilchsau schon recht nahe kommen würde.

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Die Sitzposition war sehr zentral und ausgewogen. Sattel und Lenker befanden sich auf gleicher Höhe, was Rücken und Unterarme eines alten Mannes wie ich es bin zu schätzen wussten. Und auch die ergonomisch angenehm ausfallende Lenker-Vorbau-Kombination von FSA sorgte für optimale Bike-Beherrschung, so wie es fahrtechnisch zur Sache ging.Danke des neutralen Lenkwinkels und der komfortablen Carbon-Gabel war der Alan-Crosser sowohl in anspruchsvoll verwinkeltem Terrain als auch auf schnellen „Drücker-Kursen“ in seinem Element.

Über die Bremsleistung der Froggleggs breite ich lieber einen Mantel des Schweigens. Als an Scheibenbremsen gewohnter Mountainbiker glaubt man zunächst ohnehin, dass das Teil nie stehen bleiben wird und hält schon einmal vorsorglich nach einem weichen Platzerl zum Einschlagen Ausschau. Abgesehen davon, dass ich ab Hebelzug kaum langsamer wurde, kreischten aber auch die Bremsbeläge, dass es eine Freude war.
Interessanterweise gewöhnte ich mich aber relativ rasch an die kaum vorhandene Verzögerung. Und binnen kurzer Zeit gelang es mir auch, verhältnismäßig geräuscharm unterwegs zu sein, indem ich das Rad einfach mit Schwung über das Gelände und durch die Kurven fliegen ließ. Nach nur wenigen Ausfahrten war ich dank dieses neuen Fahrstils um mindestens 50 % schneller und leiser auf meiner Hausrunde unterwegs – und das bei gleicher Pulsfrequenz.

Im Rennbetrieb

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Durch die Betreuung und das Herumkutschieren meiner beiden aufstrebenden Eishockey-Stars hatte ich leider weniger Gelegenheiten, an Cross-Rennen teilzunehmen als erhofft. Auch das Training fiel in den Winter-Monaten eher bescheiden denn regelmäßig aus.
Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, beim Schnecke Wintercup und dem internationalen CX-Bewerb in Stadl Paura mitzufahren.

Bei den beiden Rennen in der Brigittenauer Bucht war ordentlich Wadenschmalz gefragt. Gleiches galt für die mit ihren langen Geraden sehr ähnliche Strecke in Oberösterreich. Der Alan Crosser war mit seiner ausgewogenen Rahmengeometrie in allen drei Fällen wertvolle Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Finishen und irgendwie jeweils voll in seinem Element.
Auch die unzähligen Stufen in der Bucht, die nach schwungvollem und langem Schultern des Rades verlangen, wurden dank des Carbon-Racers zu einer echten Freude: Spätestens am auf der Innenseite abgerundeten Oberrohr war zu erkennen, dass dieser Rahmen in Zusammenarbeit mit Weltmeistern und professionellen Rennfahrern entwickelt worden ist.

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Das Rennen in Klosterneuburg war etwas verwinkelter und technischer, aber auch da gab sich die Alan Crossete keine Blöße. Spielerisch konnte ich den Cross-Legenden durch den BMX-Parcours folgen. Und dank der ausgesprochen steifen Rahmen-Laufrad-Kombination sowie dem feinen Gesamtgewicht von 7,8 kg waren auch die unzähligen harten Antritte und das Dranbleiben an den Konkurrenten ein Kinderspiel.
In der vorletzten Runde allerdings, unter den Top 10 liegend, ein Totalausfall mit zwei kaputten Reifen, für den aber das Bike nichts kann. In der Linkskurve vor dem Tennisplatz, wo so herrlich Platz zum Überholen war, befanden sich einfach zu viele versteckte Fallen unter dem dichten Laub ...
Die Cross-ÖM in Grafenbach musste ich aufgrund einer ebenso massiven wie akuten Beinschwäche leider vorzeitig beenden. Denn anstatt zu trainieren, hatte ich die Woche davor mit meinen Jungs in einer Eishalle in Bratislava verbracht.

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Fazit

Alan Cross Race Pro
Modelljahr:2012 (Rahmen)
2011 (Komponenten)
Testdauer:3 Monate inkl. 4 Rennen
+geile Optik, detailverliebte Verarbeitung
+steif, leicht, ausgewogenes Handling
+abgerundetes, abgeflachtes Oberrohr zum Schultern
oknackige Übersetzung
-Bremsgeräusche und Bremsleistung
BB-Urteil:oida, voi leiwand

Mein - sportlich betrachtet - eher bescheidenes Resümmee lautet daher: Den Weltmeisterstreifen bin ich als Testfahrer vielleicht nicht ganz gerecht geworden. Das Alan an sich hat die Verzierungen im Regenbogen-Stil aber mehr als verdient.

Das Treffen mit dem Carbon-Crosser war Liebe auf den ersten Blick. Der Rahmen ist genial verarbeitet und ideal auf die Bedürfnisse des Cyclocross-Sports ausgelegt.
In puncto Fahreigenschaften ist das Cross Xtreme Carbon "born to be vorn" und schlichtweg "leiwand", die Bestückung ist, abgesehen von persönlichen Vorlieben, tadellos.

Und weil das Beste bekannntlich zum Schluss kommt: Das komplette 2012er-Modell (also auch mit diesjährigen Komponenten) kostet in der Cyclocross-Spezifikation mit Shimano Ultegra (NoBodys Sonic-LRS war eine Sonderausstattung) nur mehr 3.650 Euro, da Alan für alle Modelle die Preise gesenkt hat!







obwohl praktisch ist es natürlich, darum habe ich auch keinen Profi-Crosser. Obwohl ehrlich gesagt, bei dem Alan könnte ich schwach werden. Mein erster Crosser war damals der blau eloxierte Alu-Alan, wie ihn Albert Zweifel hatte. Mann, war ich stolz drauf, aber bremst hat der auch nyx :p

 

OT: gut, dass du für Nachwuchs sorgst, damit damit in Zukunft was weiter bei den Caps. :toll:

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obwohl praktisch ist es natürlich, darum habe ich auch keinen Profi-Crosser. Obwohl ehrlich gesagt, bei dem Alan könnte ich schwach werden. Mein erster Crosser war damals der blau eloxierte Alu-Alan, wie ihn Albert Zweifel hatte. Mann, war ich stolz drauf, aber bremst hat der auch nyx :p

 

OT: gut, dass du für Nachwuchs sorgst, damit damit in Zukunft was weiter bei den Caps. :toll:

 

stand da nicht "GERBER" drauf?? ich hatte auch einen alu-alan, mörder gerät. (viel glück bei der WM - Alan.....)

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