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The Cape Epic

Zehn Österreicher waren bei der neunten Auflage des Etappenrennens in Südafrika. Ein Bericht von Spitze, Mittelfeld und Streckenrand.
Text: t-res, NoMan Fotos: Sportograf.com

Platz fünf. Der Marathon-Weltmeister 2010 war zufrieden. Gemeinsam mit Robert Mennen erreichte Alban Lakata auch nach einem Winter im Zeichen des XC-Trainings und inmitten eines weltklasse besetzten Teilnehmerfeldes eine Topplatzierung bei einem der härtesten und längsten MTB-Rennen der Welt. Besonders am Schluss gaben die Topeak Ergon Racer noch Mal richtig Gas: Auf den Etappen 5, 6 und 7 fuhren sie auf die Plätze 4, 3 und 2.

"Es ist schön zu sehen, dass in dieser Team-Konstellation mit Robert und mir noch sehr viel Potenzial vorhanden ist und wir das Ding wirklich gewinnen könnten", resümiert der Tiroler. "Man muss bedenken, dass wir nur 1.25 Minuten zu den Drittplatzierten entfernt waren. Das ist eine beachtliche Leistung dafür, dass wir keine wirkliche Vorbereitungsphase hatten." Und dann folgt noch ein klarer Fingerzeig in Richtung Zukunft: "Ein persönliches Karriereziel ist auf alle Fälle, dass ich, dass wir, dieses Rennen möglichst bald gewinnen."

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Ein paar Ränge und Stunden dahinter stellten sich weitere, bekannte Namen des heimischen Radbusiness der Herausforderung Cape Epic. CX-Staatsmeister Daniel Geismayer platzierte sich gemeinsam mit seinem Centurion Vaude-Teamkollegen Markus Kaufmann auf Rang 13 und gestand im Nachhinein, auf die tetsächlichen Anstrengungen des Cape Epic nicht ausreichend vorbereitet gewesen zu sein: "Noch nie in meinem Leben musste ich dermassen beißen, noch nie hatte ich während dem Radfahren solche Schmerzen und noch nie fuhr ich solch lange Rennetappen nacheinander. Ich überschritt meine physischen, wie psychischen Grenzen und entdeckte neue Horizonte", schildert der junge Vorarlberger in seinem Blog.

Ex-Profi René Haselbacher erkämpfte gemeinsam mit Weltcup-Profi Renay Groustra Platz 22 von insgesamt 260 Herren-Teams. Vor zwei Jahren bestritt der in Südafrika lebende Burgenländer sein letztes Straßenrennen. "Seit damals bin ich großer MTB-Fan und bin mittlerweile auch schon zwei Mal die Crocodile Trophy in Australien gefahren. Mir gefällt einfach der Unterschied zwischen Straßenrennsport und MTB, es verhält sich wahrscheinlich ähnlich wie die Formel1 zum Rallyesport. Für mich war diese Cape Epic kein Comeback, ich wollte einfach nur wieder mal Rennatmosphäre schnuppern", beschreibt "Hasi" seine Ambitionen.

Auch für dieses Duo lief es von Tag zu Tag besser. "Es waren wirklich harte Tage mit tollen Singletrails und vielen Laufpassagen. Auch die Stimmung hier mit so vielen Zuschauern war der Hammer. Wir konnten uns sukzessive nach vor kämpfen, aber mit dem finalen Platz 22 haben wir nicht gerechnet. Vor allem deshalb, da ich nur drei Wochen Vorbereitungszeit hatte. Aber mein Körper konnte die Anstrengungen nach 14 Jahren als Radprofi gut verkraften. Ich habe noch einen großen Rennmotor, der lediglich ein bisschen eingerostet ist", so der Burgenländer.

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Bikeboarderin live dabei

Noch etwas weiter hinten gab sich mit t-res eine waschechte Bikeboarderin die Ehre. Und ihren Bericht vom Cape Epic 2012 gibt's nun in voller Länge.

Urlaub, Südafrika. Wärme, Kapstadt, traumhaft schöne Landschaften. Erholung, Genuss.
5 Uhr. „Resi, aufwachen!!“ Nein, das ist definitiv kein Urlaub. Wir befinden uns beim „härtesten Mountainbike-Rennen der Welt“. Unsanft werde ich von Alex, meinem Cape Epic-Partner, aus dem Schlaf geholt. Heute startet das achttägige Stage Race mit einem Prolog, der als Paarzeitfahren durchgeführt wird.

Gestartet wird von einer Bühne über eine Rampe, jedes einzelne Team wird namentlich aufgerufen und ins Rennen geschickt. Die Stimmung ist trotz verschlafener Gesichter toll, das Wetter zum Glück auch. Die Gegend hat schon an diesem ersten Tag einiges zu bieten. Das Meerendale Wine Estate in der Nähe von Kapstadt ist ein wunderschönes gepflegtes Weingut, die Strecke schlängelt sich durch Weinhänge, über staubige Schotterstraßen und vor allem Dornen-gespickte Wege, die jeden Schlauch erzittern lassen.
Auch ich finde mich wie viele andere ein paar Kilometer nach dem Start mit dem Hinterrad in der Hand am Wegrand wieder und versuche, das kleine Loch zu finden, aus dem die Dichtmilch spritzt. Stundenlang wurde das Thema Reifen diskutiert, die einzige Empfehlung für das Rennen waren Tubeless-Reifen mit viel viel Milch. Und ich Depp steh hier mit meinem normalen Leichtreifen …

Die Behebung des Defekts dauert zum Glück nicht lang und wir beenden den Rennauftakt komplett dehydriert auf dem Gipfel eines Berges, der uns eine wunderbare Aussicht über die gesamte Gegend bis zum Meer und nach Kapstadt bietet.
Anschließend fahren wir zu unserem ersten Etappenort, nach Robertson, und sind für den Rest des Tages damit beschäftigt, unsere netten kleinen Einmann-Zelte zu belegen, dornenfeste Reifen aufzuziehen, uns in der riesigen Zeltstadt zu orientieren und uns einfach ein bisschen auszuruhen…

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Tag 2. „Resi, aufwachen!!!“ Wie gestern und jeden weiteren Morgen werde ich von Alex unsanft aus dem Schlaf geholt, der dieses Mal aufgrund der hohen Temperaturen nicht besonders erholsam war. Das Zelt hat mit seiner Enge auch nicht gerade dazu beigetragen, das Ganze erträglicher zu machen, aber was soll's. Raus aus dem Zelt, rein ins Radlgewand, auf zum Essen.
In einem riesigen Zelt, ausgestattet mit Bühne und etlichen Bildschirmen für die abendliche Siegerehrung, wird an mehreren Buffets das Frühstück ausgegeben, das täglich aus Porridge, labbrigem Toast, schlechtem Kaffee und überzuckerten Frühstückssäften besteht. Wahlweise noch Würste, baked beans, Joghurt, und ein paar andere Leckereien. Das totale kulinarische Erlebnis, immer umwölkt von der Frage, ob die leckeren Speisen dem Magen bekommen werden oder nicht. In meinem Fall leider Letzteres, wie sich recht bald herausstellen wird…
Die erste und zweite Etappe starten und enden in Robertson. Organisatorisch läuft hier alles perfekt ab. Jedes Team wird aufgrund seines Ergebnisses vom Prolog einem Startblock zugeteilt, gestartet wird jeweils fünf Minuten zeitversetzt, um Staus zu verhindern, was auch weitgehend gelingt. Die Strecke ist durchgehende ausgezeichnet beschildert, Abzweigungen sind gut erkennbar und an vielen Kreuzungen stehen Marshalls, die die Richtung anzeigen.
Immer wieder klatschen wir Hände von einheimischen Kindern ab, die uns im Vorbeifahren nach „chocolate“ fragen und gern unsere Riegel hätten. Die Hitze ist trotz des frühen Starts um 7:00 Uhr meist sehr groß. Die Strecke ist geprägt von sandigen Wegen, steilen Schiebepassagen und dornigen Trails. Staub klebt schon nach wenigen Metern am ganzen Körper und beeinträchtigt die Sicht durch die Brille. Irgendwann erreichen aber auch wir wieder das Ziel in Robertson.

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Die ersten Etappen sind brutal anstrengend und Kräfte zehrend, die Hitze macht meine europäisch beeinflusste Rennplanung zunichte, meine Verdauung spielt verrückt und ab dem zweiten Tag kann ich nichts mehr essen. Wie wir auch von anderen Teilnehmern hören, bin ich mit diesem Problem kein Einzelfall; in den ersten Tagen haben sich scheinbar viele Fahrer südafrikanischen Durchfall eingefangen, um das Rennen dann auch bald wieder beenden zu können. Dem langjährigen Race Doctor zufolge soll das 2012er Cape Epic überhaupt die – aus medizinischer Sicht - härteste Auflage ever gewesen sein.

Nach den für unsereins jeweils knapp 9 Stunden langen Etappen heißt es keineswegs Beine hochlagern und ausruhen. Wie schon einmal erwähnt, sind wir hier nicht auf Urlaub sondern beim härtesten Mountainbike-Rennen der Welt, was sich auch nach dem Rennen fortsetzt.
Wir sind bis zum Abend damit beschäftigt, unsere Zelte gemütlich einzurichten, die Räder durchzuchecken, Dornen aus den Reifen zu ziehen, die Mediclinic aufzusuchen, um Tabletten gegen Durchfall und Übelkeit zu bekommen, essen auszufassen, Leute kennen zu lernen und was es sonst eben noch alles zu tun gibt im Rahmen eines Wettkampfs, bei dem sich 1.200 Fahrer aus der ganzen Welt über den Weg laufen.

Die nächsten Tage werden für mich zur Tortur. Alex ist auch nicht gerade der Typ, der viel Verständnis für eine von Durchfällen geplagte Team-Partnerin aufbringt. Idealerweise leidet man hier gemeinsam und unterstützt sich gegenseitig, in unserem Fall bin aber schon aufgrund des Tempos ausschließlich ich die Leidende, was dazu führt, dass ich das Rennen nach dem fünften Tag abbrechen muss. Ohne Göd ka Musi, ohne Essen kein Cape Epic…

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Mein kleiner Trost ist, dass ich nicht die einzige bin, die hier abbricht. Auch wenn 2012 das Jahr mit der geringsten Dropout-Rate ist, scheiden jedes Jahr ca. 20% der Teams vor der Ziellinie am achten Tag aus, wobei der verbleibende Partner als Individual Finisher berechtigt ist, das Rennen zu beenden, um ein offizielles Finisher-Shirt zu bekommen. Und jeder, der hier alle Etappen besteht und am letzten Tag das Ziel in Lourensford Wine Estate erreicht, darf stolz auf sich sein!
Denn unter anderem bedeutet das, 760 Kilometer und 16.000 Höhenmeter bewältigt zu haben. Für ein Weltklasse-Team heißt das, fast 32 Stunden im Sattel (oder zumindest auf der Rennstrecke) verbracht zu haben, weniger schnelle Teams bringen es trotz Einhaltung der Karenzzeit auf strapaziöse 67 Stunden Renndauer. Und eben diese „langsameren“ Fahrer sind rund ums Rennen noch stundenlang gefordert. Während sich z.B. die Overall-Winner Christoph Sauser und Burry Stander nach der Etappe einen Nutella-Toast holen, die Füße hochlagern und ihre Räder richten lassen, muss ein normalsterblicher Teilnehmer in den wenigen verbleibenden Stunden bis zum nächsten Start seine Rider Bag holen, sein Zelt suchen, sein Rad putzen und richten, duschen, Vorbereitungen treffen für den nächsten Tag, essen gehen usw. (oder eben nichts essen und zur Mediclinic gehen. Aber das ist eine andere Geschichte…).

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Eine gute Sache hat mein Rennabbruch gehabt: Ich konnte den Rest des Rennens von der anderen Seite erleben. Von jener Seite, die ich kaum kenne - nämlich aus der Sicht der Zuschauerin. Und ich muss sagen, ich habe auch diese Seite genossen.
Vor allem deshalb, weil mir am sechsten Tag die schrecklichste Etappe erspart geblieben ist, die Sauwetteretappe - Regen den ganzen Tag und sehr viel Gatsch. Alle, wirklich alle Fahrer kamen erschöpft und schlecht gelaunt ins Ziel, Schaltungen sind gesteckt, Bremsbeläge verdampft. Ich hab an diesem Tag in der Früh zwar geheult, weil ich nicht mit konnte, habe mir dann aber das Livetracking auf der Cape Epic-Seite angeschaut, den Zieleinlauf des Herren-, Mixed- und Damenteams live erlebt und war begeistert von der Stimmung und dem ganzen Drumherum, das dieses Rennen bietet.
Der Zieleinlauf am letzten Tag beim Lourensford Wine Estate war ein riesengroßes Fest für alle Teilnehmer und Zuschauer. Die Stimmung auf der Tribüne, von wo aus ich die Athleten beobachtet habe, war grandios, und auch das Geschehen auf der Strecke konnte über eine riesige Leinwand mitverfolgt werden. Hubschrauber brachten Live-Bilder und der Moderator pushte die Stimmung.
Jeder Finisher durfte zum Schluss über die Bühne stolzieren und freudestrahlend mit der umgehängten Medaille in die Kamera grinsen. Und für einen Moment waren die Mühen, Ärgernisse und Strapazen der letzten Tage vergessen, und übrig blieben die schönen Erinnerungen an Sonne, Freundschaft, Rennerlebnis...

Zusammenfassend sei gesagt: Wer gerne MTB-Rennen fährt und gerne verreist, sich mit Zeltübernachtungen und anderem Essen anfreunden kann und einfach ein wunderbares Abenteuer erleben möchte, der muss dieses Rennen einmal bestritten haben! (Anmerkung der Redaktion: Für die nächstjährige Jubiläumsausgabe heißt's aber schnell sein: Bis 30. Mai kann man sich auf der Event-Homepage noch via Lotterie für einen „Standard Entry“ bewerben.) Oder nicht nur einmal… ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr wieder im Start stehen und dann auch das Ziel erreichen!
Sehr empfehlenswert auch unsere Afterrace-Variante: eine Woche Mietwagen und einmal quer durch den Süden Südafrikas inklusive Meer, Sonne, Safari and much more ...

Die Ergebnisse der Österreicher

5.Alban Lakata+ Robert Mennen (GER)/He.Topeak Ergon Racing Team
13.Daniel Geismayr+ Markus Kaufmann (GER)/He.Centurion Vaude
22.René Haselbacher+ Renay Groustra (RSA)/He.Asrin/RSA Web
52.Werner Leitner+ Swen Sundberg (GER)/He.Abu Dhabi Triathlon
56Sebastian Kellermayr, Wolfgang SeidlHerrenAustrian Gorillas


Indiv. Finisher:
Alex Szyszkowitz, SPORTaktiv Magazin, Mixed

DNF:
Theresia Kellermayr, SPORTaktiv Magazin, Mixed
Rudolf Steindl/Franz Lafer, Steirermen FC-Donald, Master

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