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Grand Canyon AL 29

In Kürze geht Canyon mit einem Carbon-29er an den Start. Für unseren Test wählten wir jedoch absichtlich das Alu-Pendant. Dieses bietet viel Solides und einige tolle Features um wenig Geld.
Text: BigAir Fotos: BigAir

Immer nur die teuren Räder zu testen, hat zwei Gründe. Erstens wollen Hersteller eher technologische Weiterentwicklungen in den Medien sehen, als so etwas wie das Brot-und-Butter-Produkt der eigenen Modellpalette. Und zweitens ergötzt man sich selbst ebenfalls lieber an einem hochpreisigen Boliden und unterstellt diese Eigenschaft ungefragt auch der Leserschaft.
Aber die Zeiten, in denen ein Rad der unteren Preisklasse, deren Grenzen ja höchst subjektiv sind, mit der Beschreibung "zwei Räder, Rahmen, Lenker und Sattel" abgetan werden konnten, sind längst vorbei. Einerseits ist das dem Technologietransfer zuzuschreiben - also dem Übernehmen von Features aus teureren Modellen. Andererseits führt das Austesten neuer Dinge am Kunden zu interessanten Rädern auch im unteren Preissegment. Gerade zu Beginn, als Twentyniner erstmals in den Produktpaletten auftauchten, war Canyon nicht der einzige Hersteller, der diese Räder zuerst im unteren Preissegment angeboten hat.

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Stichwort Preis. 1.499€ muss man für das Grand Canyon AL 29 8.9 berappen. Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Nettomonatseinkommen eines Österreichers im Jahr 2010. Also durchaus ein leistbarer Begleiter für Touren und After-Work-Runden, wenn man von einer durchschnittlichen Lebenszeit von drei bis fünf Jahren ausgeht.
Für jene, die bisher noch nicht in die Sphären eines vernünftigen Bikes aufgestiegen sind - Stichwort Baumarktrad, Stanzblechschaltwerk und Elastomergabeln - wohl trotzdem eine erschreckende Summe. Für jene, die sich von Seiten der Luxusgüter an die Sache heranwagen, ziemlich billig. Immerhin kann die gleiche Summe in eine Gabel, einen Laufradsatz oder ebenso in Sattelstütze, Vorbau und Lenker investiert werden.

Was bekommt man also um sein Erspartes? Ziemlich viel. Etwas Grundsolides und ein Stückchen Luxus sogar. Zuallererst bekommen wir einen 29er in Touren-Setup. Nichts Radikales. Keine arge Race-Geometrie, keine halsbrecherische Übersetzung, kein brettharter Sattel. Langweilig? Weit gefehlt. Der Luxus in harten Fakten: Gabel mit Lockout, innenverlegte Züge, Steckachsen vorne und hinten, Direkt-Mount Umwerfer.

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Zum Einsatzbereich. Canyon beschreibt das Entwicklungsziel als "Langstreckentouren- und Trailbike". Aber auch für Racer und Material-Enthuasiasten könnte das 29er spannend sein. Die Front ist flach, das Steuerrohr bei Rahmengröße Large nur 115 mm hoch - so sind auch sportliche Sitzpositionen leicht erreichbar. Somit auch das perfekte Zweitrad für alles, wo die Einser-Maschine zu schade ist, oder ein Rad zum Kilometerfressen - denn die großen Laufräder, ihr wisst schon, rollen einfach besser.
Allerdings möchten wir dem Grand Canyon jetzt kein Dasein in der Rumpelkammer und Warten auf die düstere Jahreszeit bescheren - so ist es wahrlich nicht um die Charakteristik des 11,5 kg schweren Rades bestellt. Ihm ist, nüchtern betrachtet, einzig eine kluge Produktausrichtung auf eine Käuferschicht, die technologisch auf der Höhe und zugleich kostengünstig unterwegs sein will, anzusehen.

In die vierteilige 29er-Modellpalette fügt sich unser Testrad wie folgt ein: 9.9 SL (1.999€), 9.9 (1.749€), 8.9 (1.499€), 7.9 (1.299€). Es gibt also noch Spielraum sowohl nach unten als auch nach oben. Bei der Gewichtsangabe hat Canyon eine Punktlandung getätigt: Gemessene 11,5 kg in Größe Large könnten der Herstellerangabe von 11,2 kg in der kleinsten Rahmengröße entsprechen, hier wurde also nicht gemogelt. Und auch bei der Ausstattung finden sich keine versteckten Billigteile, allerdings ein etwas wüster Materialmix: Shimano SLX Trigger steuern ein XT Schaltwerk und einen X0 Umwerfer, die Kette läuft über eine Deore Kassette und eine SRAM S1400 Kurbel.

Gebremst wird mittels Formula RX Bremsen, die für ihre Preisklasse hervorragende Dienste leisten. Um die DT Swiss XRM100 Gabel bzw. den Canyon F8 Rahmen dreht sich ein X1800 Laufradsatz von DT Swiss.

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Tech Specs

CANYON GRAND CANYON AL 29 8.9
RahmenCanyon New F8 Technology SattelSelle Italia Q-Bik
GrößeM, L, XL Kurbel
SRAM S1400 10-speed
GabelDT Swiss XRM 100 SchalthebelShimano SLX
SteuersatzCane Creek Serie 40 SchaltwerkShimano Deore XT Shadow
VorbauRitchey Comp 4-Axis (31,8) UmwerferSRAM X0
LenkerRitchey WCS Flatbar 690 KassetteShimano Deore 11-36 10-speed
GriffeCanyon Bracelets Bremse vo/hiFormula RX
LaufräderDT Swiss X 1800 29" Gewicht11.5 kg (o. Pedale)
ReifenSchwalbe Rocket Ron 29" 2.25
Racing Ralph 29" 2.25 Evolution
Preis€ 1.499,-

Die SLX Trigger kommen ohne die etwas gebrechlich wirkende Ganganzeige, was definitiv kein Fehler ist, denn, Hand aufs Herz, mehr als eine billige Optik haben die geschwungenen Ganganzeiger ohnehin nicht zu bieten. Betreffend Gang und Übersetzung: Wer ein Rad sucht, um einbeinig die eiserne Hand zu erklimmen, der sollte ebenso zuschlagen wie Zeitgenossen, die sich als weniger fit bezeichnen würden. 36-22 lautet die kleinste Kombination - gepaart mit den 29er-Laufrädern eine durchaus tretbare Übersetzung in nahezu allen Lebenslagen.

Die Montagequalität ist bei Canyon bekanntlich kein Problem und als sehr gut zu bezeichnen. Dort wo Fett hingehört, ist Fett; dort wo kein Fett hingehört, ist auch keines. Einzig die hintere Bremsanlage hätte sich mit einem Besuch beim Entlüfter der Wahl sicherlich noch ein bisschen wohler gefühlt und würde nach einer entsprechenden Luftkur erfrischter und motivierter zugreifen.

Der sehr zierliche Remote-Lockout Hebel der DT Swiss Forke ist aus funktionaler Sicht der einzige Wermutstropfen. Optisch etwas fragil und haptisch etwas wackelig, so die Einschätzung beim Trockenversuch. Im Fahrbetrieb erfüllt das kleine Hebelchen zwar seinen Zweck, nötigt aber zum Umgreifen beim Lösen des Lockouts. Dafür positiv anzumerken: nur 7 mm Platzverbrauch am Lenker.

Die Gabel…hmmm…ich weiß nicht so recht. Auf dem Papier ein großer Wurf von DT Swiss. Optisch top, und von weitem als DT Swiss Forke (mit Pace Ursprung) erkennbar. Rund 500 Euro muss man im Onlineshop über die Kreditkarte wandern lassen, um das gut 1,5 kg schwere Teil in Händen zu halten. Die Gabelbrücke, welche an der Hinterseite sitzt (es sollen ja schon welche verkehrt herum verbaut worden sein …), glänzt, und sieht ziemlich schick aus. Die Lockout-Hebel-Zugführung geht sehr schön durch die Gabelkrone hindurch. Soviel zum Ersteindruck.
Im Fahrbetrieb sorgte speziell die Anfangsphase für ein zweischneidiges Urteil. Das Losbrechmoment enorm hoch, auf kleine Schläge im Prinzip keine Reaktion. Natürlich, das muss man sich schon vor Augen halten, ist eine Marathon/XC Forke per se kein Sensiblitätswunder und eher auf Steifigkeit und gute Dämpfung ausgerichtet. Aber das haben andere schon besser hinbekommen, deshalb mein Schluss: Nach einer ungewöhnlich langen Einfahrtszeit sieht die Sache bedeutend besser aus, aber das Prädikat „top“ würde ich trotzdem nicht vergeben.

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Die weiteren Komponenten sind unauffällig, und das ist auch gut so. Die bewährte und vielerprobte Reifenkombination von Rocket Ron und Racing Ralph runden das stimmige Komplettpaket gut ab. Ein kleines Detail am Rande, welches auch Erwähnung finden sollte, sind die Griffe. Wer nicht auf Schleifpapier steht, der sollte von einer Benutzung ohne Handschuhe eher absehen. Mit Handbekleidung ist der Grip vortrefflich.

Die Ausfahrten versprechen Gutes. Sofort stellt sich das für 29er typische Fahrgefühl des Im-Rad-Sitzens ein. Der 90 mm kurze Vorbau, unter dem drei Spacer thronen, und der ausreichend breite Lenker sorgen für eine sehr entspannte, aufrechte Sitzposition. Nachdem zwei Spacer den Weg über den Vorbau gefunden haben und dieser eine 180 Grad Wendung vollzogen hat, stimmt das Cockpit nahezu mit meiner gewohnten Sitzposition überein. Beim Bergauftreten bringt man ausreichend Druck aufs Vorderrad und bergab ist die Position neutral genug, um über Reserven zu verfügen.

Und obwohl wir uns jetzt schon am Ende der Saison 2012 befinden (Eurobike ante portas!), steht das Grand Canyon noch absolut zeitgemäß da. Und zwar sowohl, was die Ausstattung, die Features als auch die Rahmengeometrie betrifft (438 mm Kettenstreben, 70 Grad Lenkwinkel).

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Fazit

GRAND CANYON AL 29
Modelljahr:2012
Testdauer:16 Touren
+Preis/Leistung
+Rahmen (Features, Geometrie)
+Montagequalität
0Gabel
BB-Urteil:oida, ur leiwand

Canyon präsentiert mit dem Grand Canyon AL29 einen tollen 29er mit solider Ausstattung und durchdachten Details. Mit den innenverlegten Zügen und den beiden Steckachsen zeigt Canyon im unteren Preissegment Features, die bei manchen Herstellern selbst in den teuersten Riegen noch nicht zu finden sind.

Speziell die hintere Steckachse trägt zu einem sehr guten Fahrgefühl bei, Probleme betreffend der Steifigkeit hat das Grand Canyon keine. Die Ausstattung ist durchwegs gut, die SLX Trigger könnte man kritisieren, aber sie stehen in puncto Funktionalität den teureren Kollegen keinesfalls nach.

Bis auf die Gabel samt dem etwas misslungenen Lockout-Hebel zeigt das Canyon keine Schwächen und sichert sich somit solide ein "oida, ur Leiwand!" Für das Jahr 2013 sind bei Canyon auch großberäderte Carbonrahmen im Programm. Bleibt zu hoffen, das dort ähnlich gut geplant und konstruiert wurde. Früher oder später werden wir's wissen ...


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wenn ich an mein AL 8.0 von canyon denk - superhammer leiwand das ding - wer wo anders kauft mit diesem budget ist selber schuld - CANYON ist unschlagbar in diesem Segement - PASTA

 

und demnächst flattert ein rennrad aus deutschland rüber zu mir :)

..das bike is einfach unschlagbar,

wie fast jedes radl von CANYON :love: :toll::o:klatsch:

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Vielen Dank für den sehr guten Bericht, bin schon länger am Überlegen wegen dem Rad allerding in blau weiß.

 

Nur bin ich nicht sicher ob Canyon auf meinen Wunsch eingeht die Fox Gabel vom günstistern 7.9 in den 8.9 einzubauen. Von den restlichen Teilen ist das 8.9 für die paar Euro mehr natürlich besser, die Gabel kann aber leider mMn wenig.

 

Die Laufräder sind mit DT-NAben ausgestattet - Sound? Knattern oder leise?

 

Für welche Körpergröße ist das Rad auf den Bildern eingestellt - würde mir bei der Entscheidung zwischen L (eher) und XL helfen.

 

Danke

Bearbeitet von 6.8_NoGravel
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wenn ich an mein AL 8.0 von canyon denk - superhammer leiwand das ding - wer wo anders kauft mit diesem budget ist selber schuld - CANYON ist unschlagbar in diesem Segement - PASTA

 

und demnächst flattert ein rennrad aus deutschland rüber zu mir :)

 

Da bist Du aber nicht mehr am laufenden....

RADON ! heisst die neue Nr. 1 von den Versendern !

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das ist richtig. Beim Radon ZR Race 7.0 bekommst für das selbe geld weit mehr Ausstattung: http://www.radon-bikes.de/xist4c/web/ZR-Race-29er-7-0_id_18393_.htm

 

Allerdings stufe ich den Rahmen als schlechter ein - das Markenimage sowieso.

 

Muss jeder wissen was er will.

 

Dennoch denke ich dass Radon mit Sicherheit weit weg ist von einer Nummer ein bei den Versandbikes.

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Da bist Du aber nicht mehr am laufenden....

RADON ! heisst die neue Nr. 1 von den Versendern !

 

Das ganze Marken BlaBla und wer wo die Nr. 1 ist geht mir ein wenig am Popsch, aber das soll hier nicht im Mitelpunkt stehen.

 

Der Canyon Rahmen ist, wie die meisten von ihnen, ein ausgereiftes und sehr gutes Produkt aus hauseigener Entwicklung. Auf den Rahmen werden gute Teile gesteckt, die jederzeit, sobald sie verschlissen sind gegen höherwertige getauscht werden können.

 

Bei Radon stehen, bei diesem Rad, die Aufbauteile im Mitelpunkt, der Rahmen ist mMn nicht so toll.

 

Zwei verschiedene Konzepte die so direkt nicht miteinander vergleichbar sind.

 

Zu einem sehr guten Versender gehört auch sehr guter Kundendienst und da muss ich, nachdem ich bei beiden Firmen Kunde bin, Canyon den Vorzug geben.

Bearbeitet von 6.8_NoGravel
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Der Canyon Rahmen ist, wie die meisten von ihnen, ein ausgereiftes und sehr gutes Produkt aus hauseigener Entwicklung. Auf den Rahmen werden gute Teile gesteckt, die jederzeit, sobald sie verschlissen sind gegen höherwertige getauscht werden können.

darum dieses um 1300 in blau :love:

http://farm9.staticflickr.com/8296/7757818568_52e9e16796_b.jpg

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