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Tour de France 2009 - oder Astana vs. Astana

Eindrucksvoll bewiesen die Fahrer rund um "Supercapo" Lance Armstrong, wer im internationalen Radsport die Hosen an hat. Keine andere Mannschaft ist geschlossen so stark wie die Blau/Gelben, kein anderes Team hat stärkere Einzelfahrer. Die logische Konsequenz: Armstrong oder Contador wird der Sieger nach 3 Wochen heißen.

Etappe #1 - 9

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Armstrong & Contador (GEPA pictures)

Die erste Woche der großen Schleife ist schon traditionellerweise etwas langweilig. Stundenlange Solofluchten, auf den Punkt genau getimte Aufholjagden des Feldes und eine Sprintankunft, deren Sieger meist den Namen des aktuellen Topsprinters trägt, in diesem Jahr: Mark Cavendish. Interessant wurde es dann aber dennoch, als viele gute Fahrer im hinteren Teil des Feldes herumtaumelten, während der Altmeister aus Texas sich vorbildlich im ersten Drittel des Pelotons fuhr. Kaum kamen die Rennfahrer ans Meer der Camargue gingen Windstaffeln auf und die starke Columbia Mannschaft fuhr bis auf ein paar Aufmerksame das gesamte Feld in Grund und Boden. Armstrong rollte vorerst mit, schnell aber realisierte er seine große Chance auf Gelb und so beteiligten sich auch Astanas an der Exekutierung der restlichen Weltklasse. Witzigerweise befand sich hinten auch Contador, und der dürfte die Tempoaktion vorne mit eher leidvoller Mine beobachtet haben.

Damit allerdings war Contador in bester Gesellschaft, denn so gut wie alle Favoriten auf den Gesamtsieg zeigten hier keinen sonderlich guten Renninstinkt. Es kam wie es kommen musste, Armstrong holte sich so auf einer Flachetappe (!!!) einen beachtlichen Vorsprung auf seine Konkurrenten. Mit dem Teamzeitfahren vor Augen war Lance eigentlich schon in Gelb, er scheiterte an Hundertstel Sekunden, was im Radsport vielleicht noch nie zuvor der Fall war. Dennoch war das fair, denn der "Gelbe" Cancellara dürfte das eigentlich unfaire Teamzeitfahren im Alleingang gerettet haben. Aber plötzlich war der alternde Superstar auch für hartnäckige Kritiker ein absolut ernst zu nehmender Gegner für den spanischen Kletterkünstler Alberto Contador und die Tour bekam die Würze die gute Speisen ausmacht. Abgesehen davon, dass Astana zu stark für alle andern sein dürfte.

Wer also kann dem Duo noch gefährlich werden? Die so genannten Mitfavoriten sind Cadel Evans, Carlos Sastre und die Gebrüder Schleck. Starke Nachwuchsfahrer wie Martin oder Kreuziger sind für kurze Highlights gut, für eine ganze Tour reicht es aber sicher nicht. Giro Sieger Menchov hat einerseits keine Form mehr, anderseits ist er auch ein wenig vom Pech verfolgt. Scheint fast so, als könnten die härtesten Gegner Leipheimer und vor allem Klöden heißen, aber deren Aufgabe ist es nicht, diese Tour zu gewinnen. Evans wirkte von Beginn an sehr nervös und seine Mannschaft fuhr zum Teil inferior. Nicht viel besser war die Taktik des Australiers. Bei der Bergankunft nach Andorra versuchte er, wenn auch viel zu spät, Armstrong auf und davon zu fahren, nach drei schnellen Tritten war der Texaner an seinem Hinterrad und Evans stellte sich tot. Keine andere Mannschaft schien Gusto auf eine ähnliche Ohrfeige zu haben, aber die Gefahr lauert bekanntlich ja oft im eigenen Nest. Contador, spritzig wie ein 2 Takt Motor, riss an wie ein Berserker und niemand konnte folgen. Armstrong war vielleicht auch ein wenig überrascht, denn diese Aktion ging eindeutig gegen interne Abmachungen, auch wenn es nach außen hin keiner zugeben mag. Contador jedenfalls zog durch und wäre fast in Gelb gekommen, Armstrong hatte er im Gesamtklassement um 2 Sekunden distanziert. Nocentini, einer der häufigen Zufallsgelben, war in einer Ausreißergruppe gewesen, mit dem hatte Alberto wohl nicht ganz gerechnet, so blieb die Kapitänsrolle offen, denn weder Contador noch Armstrong trugen nach der ersten Bergankunft, das wichtigste Trikot des Radsports auf den Schultern. Die Schlacht um die Kapitänsrolle bei Astana spitzte sich zu.

Völlig von der Rolle ging am Tag nach Andorra Cadel Evans gleich nach dem Startschuss in die Offensive, kam aber auf dem langen Anstieg nicht einmal richtig weg und wurde in der Abfahrt von Leuten gestellt, die sich ausrechnen konnten, was hinten passiert, wenn man einen Mitfavoriten in der Fluchtgruppe hat. Trotz der Versuche die andern zu animieren, wollte keiner mitfahren, so verschwendete Evans wertvolle Kräfte und was Insider sich dazu dachten, sei an dieser Stelle nicht erwähnt. Am nächsten Anstieg wurde der Gelbe Nocentini abgehangen und Contador wähnte sich schon in Gelb, virtuell war er dies auch schon. Wundersamerweise schlief das Tempo wieder ein und der Gelbe kam zurück in die Favoritengruppe. Alberto Contador war das Trikot wieder los, mit Sicherheit eine Machtdemonstration des Amerikaners, der seine Leute im Griff zu haben scheint. Gerne hätte man die Gedanken des Spaniers lesen wollen. Bei späteren "Tempoverschärfungen" der beiden Schlecks wurde niemand, außer ihnen selber, in Gefahr gebracht, die Astanas zeigten sich völlig unbeeindruckt, so blieb es bis zur Zielankunft auch völlig ruhig. Auch Vorjahressieger Sastre fährt derzeit völlig unauffällig und farblos durch die Gegend, kaum jemand traut ihm noch eine Überraschung zu. Ob Contadors Warnungen vor dem Cervelo Fahrer wirklich ernst gemeint sind, ist zu bezweifeln, da will eher einer vom teaminternen Kampf ablenken. Man darf gespannt sein, wie sich die Sache weiter entwickeln wird. Wer immer zuerst ins Gelbe fährt, hat gute Chancen am Ende ganz oben zu stehen. Armstrong ist ein stabiler Fahrer der lange Rundfahrten gut verkraftet, auch in seinem Alter, Contador ist spritziger und am Berg schneller. Da Armstrong auch nächstes Jahr in die Pedale steigen will, ist anzunehmen, dass er sich die guten Fahrer von Astana für "sein" Team 2010 gesichert hat und die schon jetzt als willige Helfer nur für den Mann bereit stehen werden, der unter Lämmern aussieht, wie der böse Wolf. Doping hin oder Krise her, Armstrong belebt den Radsport wie kein anderer Fahrer und er kann trotz der langen Abstinenz jederzeit eine große Rundfahrt für sich entscheiden. Wenn nicht die Tour, dann jedenfalls den Giro und die Vuelta. Nach dem gestrigen Ruhetag wird sich auf der 10 Etappe nicht viel tun, außer Diskussionen über das Verbot des Teamfunks.

Etappe #10 geht an Supersprinter Cavendish

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Cavendish (GEPA pictures)

Dieser Abschnitt der heurigen Tour repräsentierte den typischen Rennverlauf einer relativ flachen Etappe. Schon ganz zu Beginn konnten sich vier Fahrer absetzen, darunter die drei Franzosen Hupond, Benoit und Dumoulin die sich natürlich gern den Sieg am französischen Nationalfeiertag geholt hätten. Katusha Profi Ignatiev saß jedoch bis 15Km vor dem Ziel nur im Windschatten und lutschte sich so Kräfte sparend Richtung Ziel. Danach bekam er von seinem Teamchef das OK zum Mitführen und die Fluchtgruppe wehrte sich lange sehr tapfer gegen die heranrasenden Sprinterteams. Dennoch wurden sie knapp 2Km vor dem Finish gestellt und der Columbia Zug rollte zur Sprintmarke bei 250 Meter. Offenbar mit immens viel Selbstvertrauen ausgestattet, zog Mark Cavendish den Sprint von Vorne an, der Träger des grünen Trikots Thors Hushovd konnte nur das Hinterrad des Briten halten, an ein Vorbeikommen war aber nicht zu denken.

Hinter Hushovd kam Tyler Farrer als Dritter ins Ziel. Superstar Tom Boonen war so gar nicht auf Speed und kam im geschlagenen Mittelfeld nach Issoudun, diesmal ohne zu stürzen.

Nocentini kann sich so noch einen weiteren Tag in gelb freuen. In der Sprintwertung liegt Hushovd knapp vor Cavendish, die Bergwertung führt Egoi Martinez an. Der Deutsche Tony Martin darf auch Morgen wieder das weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer überziehen. Das für diese Etappe ausgesprochene Teamfunkverbot führte nicht wie erwartet zu erhöhter Spannung im Rennverlauf, lediglich sah man viele Fahrer an den Teamautos mit ihren sportlichen Leitern reden. Der Versuch kann getrost als gescheitert angesehen werden.

Etappe 11 - im Westen nichts Neues

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Cavendish im Sprint (GEPA pictures)

Abermals stand eine eher langweilige, weitgehend flache Etappe auf dem Programm der Tour 2009. Zwei mickrig kleine Bergwertungen der Kategorie 4 nahmen auf den Ausgang dieses Abschnitts keinerlei Einfluss. Aus österreichischer Sicht sollte jedoch erwähnt sein, dass die unermüdliche Nachführarbeit des Columbia Profis Bernhard Eisel den Grundstein für die Sprinterfolge des Briten Cavendish legt. Sicherlich keine besonders spektakuläre Aufgabe, dennoch bringt Eisel seit über einer Woche Topleistungen als Helfer und zeigt seine hoch professionelle Einstellung als Berufsradfahrer.

Nun aber zurück zum gähnend faden Rennverlauf. Die ersten 20 Rennkilometer wollten die Mannschaften keine Fluchtgruppe gehen lassen, die erste halbe Stunde war entsprechend hektisch. Danach konnten sich mit Johan Vansummeren und Marcin Sapa doch zwei Fahrer vom Feld lösen, doch an die lange Leine gelassen wurde das Duo von den Sprinterteams nicht. So kam was kommen musste, 5 Km vor dem Ziel wurden die Ausreißer gestellt und der Columbia Zug funktionierte abermals perfekt. Trotzdem es zum Finish leicht bergauf ging, hieß der Sieger einmal mehr Mark Cavendish. Eine kleine Rüge sollte an die Veranstalter gehen. Ein paar Kategorie 3 Berge auf ähnlichen Abschnitten würden es den kühlen Rechnern um einiges schwerer machen, die Etappen so eindimensional zu gestalten.

Etappe 12 bringt den ersehnten Sieg für einen Ausreißer

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GEPA pictures

Bei näherer Betrachtung war dieser Abschnitt der Tour um einiges schwerer, als die beiden vorangegangenen. Viele kleine Bergwertungen sind an sich perfekt für Fluchtgruppen, die Sprinterteams haben es zudem viel schwerer, die Nachführarbeit zu organisieren. Die Etappe begann extrem schnell, wieder wollte man nicht zu früh eine Gruppe gehen lassen und Astana sorgte deshalb für ein extrem hohes Tempo.

Erst knapp eine Stunde nach dem Start war dem "Armstrong Team" die Zusammensetzung einer Ausreißergruppe recht. Mit dabei waren Fothen, Calzati, Lefevre, Pauriol, der Kletterkünstler Pellizotti, Martinez der im "Gepunkteten" fährt und Niki Sörensen aus Dänemark. Der Vorsprung wuchs erst auf über drei, dann sogar auf knapp über vier Minuten. Schnell wurde klar, dass Columbia heute keine Lust hatte, wieder einmal die Nachführarbeit zu machen, die andern Sprinterteams versteckten sich im Feld. So war der Weg frei für die Gruppe vorne.

Knapp 25Km vor dem Ziel attackierte Sörensen, nur der Italiener Calzati wollte folgen. Die beiden harmonierten zwar gut, dennoch war klar ersichtlich, dass Calzati nicht stark genug war, um sich mit dem Dänen vom Team SAXOBANK entscheidend abzusetzen. Auch Sörensen brauchte nicht lange, um dies zu realisieren und attackierte mit einem knackigen Antritt aus der zweiten Position. Calzati ließ sofort die Beine hängen und wurde schnell wieder vom Rest der Gruppe gestellt, Sörensen zog durch und baute allein den Vorsprung soweit aus, dass er ungefährdet als Sieger über die Ziellinie in Vittel rollen konnte. Ein verdienter Sieg für den Dänen und eine etwas attraktivere Etappe als die der beiden Tage zuvor. Dennoch sehnt man sich förmlich nach einem erbitterten Kampf der Titanen Armstrong und Contador, denn die Luft ist seit Tagen ein wenig draußen. Morgen könnte Contador die Nerven schmeißen und Gelb attackieren, es wäre zu hoffen.

Etappe 13 - der Haussler Express fährt durch

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AP Photo / Laurent Rebours

Vom Streckenprofil her war diese Etappe nahezu ideal um früh zu attackieren und auch das Sauwetter kam den Leuten mit Ausreißerambitionen zugute. Die Hügel der Vogesen gehören zwar nicht zu den ganz dicken Dingern, aber immerhin war ein Berg der ersten Kategorie zu absolvieren und kurz vor dem Ziel stellte sich noch ein Berg der zweiten Kategorie zwischen die Fahrer und das Finish. Das hier in Sachen Gesamtsieg eine Entscheidung fallen würde, war eher unwahrscheinlich, so sehr sich die Fans auch Action wünschen, die Hügel waren zu leicht für die Stars, die Anfahrt vom letzten Kulminationspunkt ins Ziel zu weit. Wieder einmal hatte Astana das Feld im (Würge-) Griff und das Taktieren zwischen den Favoriten ging ohne große Zwischenfälle in die nächste Runde.

Vorne allerdings gab es Radsport vom feinsten. Der Spanier Perez-Moreno hatte sich mit Klassemann Chavanel und dem Australo/Deutschen Haussler abgesetzt. Das Trio baute einen guten Vorsprung auf und alle schienen stark genug, um zu Dritt in die Nähe des Ziels zu kommen, um sich dann den Etappensieg untereinander auszumachen. Als erster schwächelte wenig überraschend der Spanier Perez-Moreno am Anstieg zum Col de Platzerwasel und blieb in der Mauer hängen, Chavanel und Haussler zogen weiter durch. Hinten bei den Favoriten hatte es schon fast satirische Anklänge, wie wenig Armstrong seine Gegner beachtete und wie unfassbar aufmerksam im Gegenzug Contador dem Texaner auf den Fersen blieb. Sogar als Armstrong bei der Bergwertung mit Pellizotti mitging der ja "nur" ums Bergtrikot kämpft, hastete der Spanier sofort hinterher.

Zuvor hatte lediglich SAXOBANK einmal versucht, den Astana Profis auf den Zahn zu fühlen, schnell reihte man sich aber wieder artig hinten ein. Vorne konnte sich Haussler bei der Abfahrt absetzen, ohne je attackieren zu müssen. Chavanel fuhr recht vorsichtig auf der nassen Straße und augenscheinlich wurde ihm dabei zu kalt, eine Unterzuckerung bekämpfte er mit Cola und Essen, aber Haussler war bereits auf und davon. Souverän hielt der Klassikerjäger seinen Rhythmus auch über den letzten Berg und im Endeffekt war sein Sieg völlig ungefährdet. Chavanel, der sich völlig blau gefahren ins Ziel quälen musste, wurde noch von Txurruka (ESP) und Feillu (FRA) geschluckt. Durch die ungeschickte Streckenauswahl und die Astana Überlegenheit will bei der diesjährigen Tour keine Spannung aufkommen und je länger Amstrong völlig ohne Druck agieren kann, desto wahrscheinlicher ist ein Sieg des Amis. Conatador wartet mit Sicherheit mit seinen Angriffen bis zu einer Bergankunft, hier muss er sich den Vorsprung fürs Zeitfahren holen, denn dort kann er auch als "Gelber" von Armstrong ohne Scham angegriffen werden, Teamkollegen hin oder her.

Etappe 14 - Ivanov siegt souverän

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Das Wetter zeigte sich heute von einer etwas freundlicheren Seite, dennoch regnete es beim Start noch leicht. Wie zu erwarten ging eine große Ausreißergruppe, die interessantesten Fahrer waren eindeutig Klassikerjäger Ivanov, der Franzose LeMevel und der Columbia Profi George Hincapie. Während man Ivanov als starken Eintagesfahrer unbedingt zu den Sieganwärtern zählen musste, waren LeMevel und Hincapie gefährlich für den in gelb fahrenden Nocentini. Bis knapp 9 Minuten bauten die Ausreißer ihren Vorsprung aus, für Gelb hätten dem Columbia Fahrer knapp über fünfeinhalb Minuten gereicht.

Etwa 12 Km vor dem Ziel war sich die Spitzengruppe nicht mehr ganz einig und die ersten Attacken folgten. Nach mehreren Antritten verschiedener Fahrer hatte Ivanov dann den richtigen Zeitpunkt erwischt, die letzten 10 Km fuhr er solo ins Ziel und konnte nicht mehr gestellt werden. Hinten machten AG2R und Astana Tempo und so blieb auch an diesem Tag das gelbe Trikot, wenn auch nur sehr knapp, auf den Schultern des Italieners Nocentini. Hincapie ist nun Zweiter in der Gesamtwertung, trotzdem kann er nicht ernsthaft zu den Favoriten gezählt werden. Morgen könnte es endlich auch um die Gesamtwertung spannend werden. Eine Bergankunft der Kategorie 1 könnte schon eine Vorentscheidung bringen. Ein Angriff von Contador und Armtrong auf den Gelben ist jedenfalls zu erwarten, aber auch die weiteren Favoriten müssen endlich Druck auf die Astana Profis machen.

Etappe 15 - Contador demontiert den Rest der Welt

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GEPA pictures

Dass auch an diesem Tag eine Fluchtruppe bis zum finalen Anstieg draußen war sei hier der Form halber auch erwähnt. Doch die wichtigsten Dinge ereigneten sich geballt in der letzten halben Rennstunde. Saxobank fuhr wie irrsinnig in den Anstieg zur Bergankunft nach Verbier (CH) und sofort platzte der "Gelbe" Nocentini - adios Leadertrikot. Die Brüder Schleck, Klöden, Contador, Wiggins, Armstrong und Evans waren noch ganz vorne vertreten, Sastre konnte dem Höllentempo aber vorerst nicht folgen, doch ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Wie von der Sehne geschnellt kam dann der Angriff des Spaniers Contador und keiner konnte folgen. Andy Schleck versuchte es, aber der Abstand wuchs schnell auf eine halbe Minute. Hinten fuhren alle, als ginge es immer noch darum Armstrong zu bewachen und es dauerte seine Zeit, bis einer nach dem andern realisierte, dass man eigentlich Contador verfolgen sollte, als den Texaner zu belauern. Klöden kam zurück und spannte sich vor seinen Kapitän, Sastre kam von hinten wieder heran und spätestens da war klar, dass Armstrong nicht in der Lage sein würde, ganz vorne nach Verbier zu kommen. Wiggins, Evans und auch Schleck fuhren Armstrong davon, sogar die Pace seines Helfers Klöden konnte er nicht halten.

Vorne aber flog Contador im Stile des derzeit besten Rennfahrers der Welt dem Ziel entgegen und in dieser Form wird er am Berg von keinem mehr gefährdet werden können. Andy Schleck schlug sich tapfer und zeigte eine wirklich gute Vorstellung. Nun liegen die Karten auf dem Tisch, Contador spielte sein Royal Flash, und Armstrong hätte auch ein Ass im Ärmel nichts genützt. Zur Ehrenrettung des Altmeisters sei gesagt, dass er sich noch immer in einer tollen Verfassung befindet, doch als Anwärter auf den Toursieg 2009 kann er mit dieser Leistung nicht mehr gelten.

Im Gesamtklassement führt nun Contador vor Armstrong, doch auch dessen zweiter Platz scheint plötzlich alles andere als sicher. Ob er nach dieser Ohrfeige Lust hat, sich eine weitere Saison gegen den Spanier anzutun, ist fraglich. Mit Contador wird der tatsächlich stärkste Mann die Tour gewinnen dürfen, gegen jede Teamorder.

16. Etappe - Armstrong schlägt zurück

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Sieger Astarloza / GEPA pictures

Heute stand eine sehr schwere Etappe auf dem Tour Programm, zuerst ging es über den großen, dann über den kleinen San Bernadino. Vom Start weg gab es viele Attacken, Karpets und Pellizotti schafften es dann auch, sich abzusetzen. Gegen das Duo sprach, dass Karpets im Gesamtklassement soweit vorne lag, dass die Teams der Favoriten wachsam sein mussten. Pellizotti gewann dann die erste Bergwertung, danach wurden die zwei Fahrer von einer großen Gruppe eingeholt. Das Rennen begann aber erst am kleinen San Bernadino. Wie schon vor dem Ruhetag war es das Team SAXOBANK, das das Tempo erhöhte. Ziel dieser Aktion konnte es aber nur sein, Armstrong zu attackieren, denn das der "Gelbe" Contador an diesem Anstieg Probleme haben würde, davon konnte man nicht ausgehen. Die Deutsche Nachwuchshoffnung Tony Martin fiel als erster Prominenter dieser Tempoverschärfung zum Opfer.

Nachdem der letzte SAXOBANK Helfer aufgebraucht war, attackierten die Schleck Brüder, Wiggins, Contador und Nibali konnten folgen. Evans und Armstrong, sowie auch Sastre konnten nicht mitgehen. Somit war für viele eigentlich klar, dass der Texaner bei seiner Niederlage nach Verbier keinen schlechten Tag hatte, sondern seine Form für einen Spitzenplatz nicht gut genug ist. Vorne wurde weiter Tempo gemacht, die Schleck Brüder waren die aktivsten, doch dann viel just Frank Schleck der eigenen Taktik zum Opfer und verlor den Anschluss an die Favoritengruppe. Wiggins wollte das Tempo hochhalten, um Evans, Armstrong und Sastre zu distanzieren, doch niemand sonst wollte mitmachen.

Plötzlich meinten viele Zuseher zu träumen, denn Armstrong trat im Stile früherer Zeiten an und stiefelte wie von der Tarantel gestochen hinter her. Blitzschnell hatte er Frank Schleck eingeholt, etwas später die Gruppe um Contador. Die verdutzten Gesichter sprachen eine deutliche Sprache, Schleck fuhr wohl der Schreck in die Knochen, das Tempo schlief etwas ein. So konnte Sastre auch wieder heran kommen, nur Evans gelang dies nicht, er verlor am Ende nochmals über 3 Minuten. Bei der folgenden gefährlichen Abfahrt stürzte dann Jens Voigt, er wurde ins Spital gebracht, für den Mecklenburger ist die Tour somit vorbei.

Die Spitzengruppe vorne wurde nicht mehr eingeholt und knapp 2000 Meter vor dem Ziel attackierte Astarloza aus der Spitzengruppe und holte sich so seinen ersten Etappensieg bei der Tour. Morgen wird es noch einmal extra schwer, dennoch machte Contador nicht den Eindruck, als würde er die Führung noch einmal aus der Hand geben. Dahinter wird es spannend, denn Armstrong ist wohl die unsichere Variable im Spiel um die Podestplätze.

Etappe 17 - Großangriff der Schleck Brüder

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Fraenk Schleck und Andy Schleck / GEPA pictures

Heute stand die Königsetappe auf dem Programm und es war klar, dass hier eine Vorentscheidung fallen könnte. Zuerst sorgte der Norweger Thor Hushovd für Furore, denn dass gerade ein Sprinter bis zum vorletzten Berg der führende Mann sein würde, das hatte auf dieser schweren Etappe mit fünf Bergen wohl niemand gedacht. Hushovd holte sich so zwei Sprintwertungen und ist nun der absolute Favorit für das grüne Trikot, das er wohl nicht mehr abgeben wird.

Am Fuße des "Romme", der vorletzten Bergwertung, nahmen dann die Kletterer das Drehbuch in die Hand. Als erster versuchte sich Sastre an der schweren Steigung, SAXOBANK führte einmal mehr die Gruppe um die Favoriten in den Anstieg und Sastre kam nicht weg. Danach wurde das Tempo richtig hoch und Andy und Frank Schleck attackierten permanent.

Von den gehandelten Mitfavoriten Evans und Sastre war schon ab diesem Moment nichts mehr zu sehen, beide können nicht mehr als Anwärter auf das Podium gelten. Konnte Armstrong die Angriffe zu Beginn des Berges noch parieren, hatte er nach einem weiteren heftigen Antritt von Andy Schleck nichts mehr zuzulegen. Contador folgte scheinbar mühelos und auch Klöden war mit dabei. Danach stieg noch Frank Schleck dem Trio nach, hinten bildete sich eine Verfolgergruppe um Wiggins, Vandevelde, Nibali und dem Altmeister aus Texas. Schnell war wieder einmal ersichtlich, dass das Luxemburger Brüderpaar das gelbe Trikot nicht mehr ernsthaft anstreben, vielmehr galt die Kriegserklärung Lance Armstrong. Frank und Andy wechselten sich ab, der Vorsprung auf die Konkurrenten wurde größer.

Es folgte eine schnelle Abfahrt, bei der die Führenden bewiesen, dass sie auch auf dem Terrain bestehen können. In den letzten Anstieg wurde rein gefahren, als wären die Schlecks die Edeldomestiken von Alberto Contador. Die führten den Spanier und Klöden fast bis ganz nach oben, doch kurz vor dem Gipfel attackierte Contador, der Leidtragende hieß Andreas Klöden. Der brach in Folge völlig ein und verlor am Ende dadurch wertvolle Minuten für die Gesamtwertung. Contador stellte die Attacke zwar ein und gab auch vor auf Klöden zu warten, ob dies der Wahrheit entspricht sei dahin gestellt, denn Klöden war noch immer ein gefährlicher Außenseiter. Aus der Wiggins-Gruppe attackierte dann noch einmal Lance Armstrong um den schnellen Engländer auf Abstand zu halten, was auch gelang. Durch zahlreiche Unterhaltungen und Schulterklopfer zwischen Contador und den Brüdern Schleck war klar erkennbar, dass die Zielankunft schon lange abgemacht war. Es siegte Frank Schleck vor Contador (mit eher schlechter schauspielerischer Leistung) und Andy Schleck. Danach kamen Nibali und Armstrong gleichzeitig ins Finish, dicht gefolgt von Klöden. In der Gesamtwertung führt Contador vor Andy und Frank Schleck, Armstrong ist Vierter und wird morgen beim Zeitfahren wieder zum Gegenangriff blasen. Die Zeichen stehen auf Sturm, alles außer dem ersten Platz ist noch offen, die Tour bleibt insofern hoch spannend. Contador hingegen fährt außer Konkurrenz.

Etappe 18 - Wie Contador zum Überflieger wurde

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Dass der Gelbe am Berg der Stärkste der Welt ist, weiß man schon lange. Dass er sich im Zeitfahren immens gesteigert hat, spätestens seit er spanischer Meister in dieser Disziplin wurde. Was Alberto Contador aber heute auf die Straße zauberte, war nicht von dieser Welt. Sogar den weltbesten Zeitfahrer "Fabolous Fabian" Cancellara konnte er knapp aber doch in die Schranken weisen, der Rest der Favoritenwelt wurde von ihm förmlich zertrümmert. Der Beste am Berg, der Beste gegen die Zeit, ergibt unterm Strich den besten Rundfahrer der Welt und als dieser wird Contador die heurige Tour de France ungefährdet gewinnen.

Eine herbe Niederlage gab es für den Texaner Lance Armstrong. Nach einem starken Beginn, wobei er überzogen hatte, fuhr er bergauf eine schlechte Zeit und konnte im direkten Duell gerade Frank Schleck in die Grenzen weisen, welcher keinen guten Tag erwischt hatte. Umso besser ging es dem jüngeren Bruder Andy Schleck, der ein gutes Zeitfahren hinlegte und seinen zweiten Gesamtrang verteidigen konnte. Bradley Wiggins brachte eine sehr gute Leistung, Nibali enttäuschte ebenso wie der Texaner. Ob Armstrong seinen Podestplatz halten kann, er ist derzeit Dritter, ist mehr als fraglich denn die Wölfe lauern schon.

Etappe 19 - Cavendish ist im Sprint nicht zu schlagen

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Der heutige Tag war vom Streckenprofil her gut geeignet, um das Heil in der Flucht zu suchen. Die Gruppe die schließlich wegkommen war, war viel zu groß um auf Dauer zu harmonieren. Bei geschlossenem Feld sorgten die Sprinterteams dann für hohes Tempo, man wollte Cavendish, Hushovd und Freire unbedingt mit über den letzten Berg der zweiten Kategorie nehmen. Lefevre und Weltmeister Ballan attackierten dann am letzten Anstieg und kämpften heroisch bis 2Km vor dem Ziel, dann waren sie gestellt und im finalen schweren Sprint siegte einmal mehr der Raketenmann Mark Cavendish, vor Hushovd und Ciolek.

In der Gesamtwertung kam es vorne zu keinerlei Änderungen, Morgen folgt der große Showdown am Mont Ventoux, wohl weniger um den Toursieg, den hat Contador fast sicher, aber um die Podest plätze wird mit Sicherheit recht hart gekämpft.

Etappe 20 - Astana total

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Alles fieberte der letzten Bergankunft entgegen, zwar ging es am legänderen Mont Ventoux nicht mehr um den Gesamtsieg, den hatte Contador schon in der Tasche, aber um die Podestplätze war "Krieg" angesagt. Kurz vor dem Anstieg zum knapp 2000m hohen Gipfel sah das Rennen aber aus, als wäre es ein Teamzeitfahren und keine Bergetappe. Astana, Saxobank und Garmin hatten sich formiert, keines der Teams der Favoriten wollte schon vor dem Anstieg Zeit verlieren.

Aufgrund des starken Windes zerriss es einmal mehr das Peloton und alle Anwärter auf die Podestplätze waren mit dabei. Von einer großen Ausreisser Gruppe war nur noch das starke Duo Martin/Garate über und die waren vorne weg, als hinten der Großangriff der Schleckbrüder losbrach. Andy Schleck eröffnete, Contador parierte und schon bei einem kleinen Loch stieg Frank Schleck hinten nach, um Armstrong abzuhängen. Diese Taktik wurde mehrmals wiederholt, aber der Texaner zeigte keine Schwäche. Danach versuchte es Frank selber, doch auch hier konnte der Altmeister mitgehen und hatte sogar Zeit für Psychospielchen. Als Schleck ihn ansah, schüttelte er nur kurz mit dem Kopf und irgendwie schien das den Luxemburger doch zu beeindrucken. Je mehr man vom Anstieg hinter sich gebracht hatte, desto unwahrscheinlicher wurde es, Armstrong noch vom dritten Platz holen zu können.

Augenscheinlich war es auch nicht der Amerikaner der mit dem Tempo zu kämpfen hatte, vielmehr wurden später Wiggins und Nibali mehrmals Opfer der Tempoverschärfungen, die immer wieder von Andy Schleck ausgegangen waren. Einmal führte sogar der Gelbe seinen "Intimfeind" ans Hinterrad des jungen Saxobank Fahrers. Vorne kamen Garate und Martin in Zielnähe und nachdem Garate sich zuvor schon einmal von Martin hatte absetzen können, attackierte er wenige Meter vor dem Ziel nochmal und holte sich den Sieg vor dem jungen Deutschen. Zuletzt versuchte es Andy Schleck nochmal, Contador und Armstrong gingen mit, Bruder Frank stand wie ein Stiefel und verlor sogar noch drei Sekunden bis ins Ziel. Wiggins und Nibali hatten heute nichts mehr zuzusetzten und so war der totale Astana Triumph perfekt. Contador siegt somit bei der Tour 2009, vor Andy Schleck und dem ausserordentlich starken Lance Armstrong, der insgesamt gesehen ein tolles Comeback hinlegte.

Trotz der vorangegenagen Dopingskandale und trotz aller kritischen Medienberichte wollten auch heuer wahre Zuschauermassen die Superstars der Landstraße auf die Berge fliegen sehen. Die Etappe am morgigen Tag ist nur mehr für Sprinter interessant, für die Gesamtwertung sind mit dem heutigen Abschnitt die Ergebnisse zementiert.Eurosport freute sich über Rekordquoten, doch nun beginnt das alljährliche Bangen umd eventuelle Sieger auf dem grünen Tisch. Der Radsport ist tot, es lebe der Radsport.

Das Spektakel Tour im Zeichen von C & C

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Contador und Cavendish heißen die absoluten Stars der diesjährigen "Großen Schleife". Der Spanier war auf keinem Terrain außer dem Sprint zu schlagen, der Engländer wieder konnte "nur" im Sprint überzeugen, aber das ist des Sprinters Leben. Der Altmeister Lance Armstrong schlug sich beachtlich, nach einer solchen Pause und der eher mäßigen Vorbereitung eigentlich mehr als das. Andy Schleck konnte als einziger halbwegs mit Contador am Berg mithalten und ist ein Versprechen für die Zukunft, im Zeitfahren muss er trotz seiner guten Leistung zulegen, um als Topfavorit zu gelten.

Gespannt darf man auf die Tour 2010 blicken, den General Armstrong hat Contador im Visier und auch Schleck sagt, wer Zweiter wird, kann auch gewinnen. Den prestigeträchtigen Sieg in Paris holte sich am heutigen Tag der - ja wer denn sonst - Supersprinter Mark Cavendish und die Radsportwelt verabschiedet sich so mit einem würdigen Etappensieger. Adieù Paris...

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Text: Mr. Blue
Fotos: GEPA pictures


Wer dann noch fährt wissen wir nicht, ob Armstrong wirtklich fährt, wissen wir nicht, dass Kohl nicht dabei sein wird, wissen wir leider schon, ob wir's überhaupt im Fernsehen zu sehen bekommen, wissen wir nicht, aber was wir wissen, ist der Streckenplan und der sieht nächstes Jahr den Mount Vantoux für die VORLETZTE Etappe vor! Das find ich leiwand!

 

Spannung bis zum Schluß.

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Wer dann noch fährt wissen wir nicht, ob Armstrong wirtklich fährt, wissen wir nicht, dass Kohl nicht dabei sein wird, wissen wir leider schon, ob wir's überhaupt im Fernsehen zu sehen bekommen, wissen wir nicht, aber was wir wissen, ist der Streckenplan und der sieht nächstes Jahr den Mount Vantoux für die VORLETZTE Etappe vor! Das find ich leiwand!

 

Spannung bis zum Schluß.

solche etappen am ende der dritten woche fördern doping. ;):mad:

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ICH wills sehen :wink:

 

und der ard/zdf-boykott ist mir ziemlich powidl...bzw. wird er dazu führen, dass ICH meinerseits die entscheidungsfreiheit nutze und diese beiden sender nicht einschalten werde :p:wink:

 

da kann ich nur 100%ig zustimmen :toll::klatsch:

 

und ventoux am vorletzten tag wird glaub ich immens spannend :jump:

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  • 3 Monate später...
Armstrong wird es schon rocken dieses Jahr. :) Ein Glück das Kohl nicht dabei ist. Die sollen die Doper am besten lebenslänglich sperren.

Hier nen kleines Video das ich als Vorschau auf die Tour 2009 erstellt habe.

 

-> http://de.youtube.com/watch?v=jpWTXmq9lZw

 

gibt's im Tour-Forum keinen Platz mehr für Deine Hymnen? ;)

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