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Projekt Demavand

Im April des Vorjahres haben wir von Anderl Steiners Marokko-Reise berichtet. Nun ist mit dem Demavand im Iran das nächste Abenteuer dran. Folgenden Einblick in seine Beweggründe, Planung und Vorbereitung hat uns der MTB-Alpinist kurz vor seiner Abreise gegeben:

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Beinahe täglich hat sich Anderl Steiner in der Vorbereitung Bilder vom Demavand angesehen.

Nachdem ja die Marokko-Geschichte recht erfolgreich war (auch geistig, für mich) habe ich mir gedacht: Was kommt jetzt? Das Interessante für mich ist und war schon immer, besondere Gipfel zu erreichen und runter zu schauen. Nur war das im Sommer immer recht anstrengend, weil man muss ja schließlich nachher wieder runtergehen. Das ist im Winter anders: Da gehe ich mit meinen Schi rauf und fahr dann runter. In Marokko war das irgendwie fast zufällig mit dem Bike auch der Fall.
Nun ist ja ein 4000er nichts besonderes, also wurde die Latte höher gelegt. Nachdem ich mit dem Bike nicht auf den Kilimanjaro darf, fand ich mit dem Damavand mit 5.671 m die perfekte Alternative: Ein Vulkan, freistehend 4.500 m höher als die 70 km entfernte Stadt Teheran, technisch (für Bersteiger) anspruchslos, interessantes Land usw.

Die Vorbereitung: Ich redete mit Bergsteigern, die bereits oben waren. Ich habe sie allerdings nicht gefragt, ob man mit dem Bike rauf kann, das hätten sie nicht verstanden. Der nächste Schritt: Lokalen Bergführer suchen. Mir war immer klar: Ich mache das alleine. Das hat zwei Gründe: Erstens muss ich beim Aufstieg mit niemand reden (dadurch wird's meditativer), zweitens auf niemand Rücksicht nehmen. Hier hatte ich insofern Glück, als der Chef einer lokalen Agentur, gelernter Fotograf, mit mir gehen wird. Das passt perfekt.
Dann den Termin aussuchen. Das war schon etwas schwieriger: So spät wie möglich im Sommer, weil dann ist wenig bis kein Schnee auf der Route. Nach dem 21.August also, weil am 21. hat meine Tochter Geburtstag und wir Hochzeitstag. Dann wieder meine klassische Terminkollision: Goiserer Gamsjagatage gegen Ende August. Ich habe aus meiner Antarktis(nicht)erfahrung gelernt, und sch... auf die Gamsjagatage. Dann kommt eigentlich die Eurobike, wo mein Ausrüstungsssponsor Vaude gerne schon ein Video gezeigt hätte. Darauf muss ich auch verzichten, weil sonst wäre es zu kurz. Dann noch Direktflug, damit nichts verloren geht - gibt's nur Wien-Teheran, und das auch nicht an jedem Tag. Also: Abflug am Donnerstag, 23.August, Rückflug am 1.September. Da kann ich dann gleich feiern, weil am 2. habe ich Geburtstag.

  • Die Besteigung und Befahrung des Djebel Toubkal machte Lust auf mehr.
    Die Besteigung und Befahrung des Djebel Toubkal machte Lust auf mehr.
    Die Besteigung und Befahrung des Djebel Toubkal machte Lust auf mehr.

Was die körperliche Vorbereitung betrifft, lief's anfangs gar nicht gut. Ich habe mir im Oktober eine bakterielle Infektion eingefangen, die erst mit Mitte Februar erfolgreich bekämpft war. Die Symptome: eine Kieferhöhlenentzündung, monatelange Gelenksschmerzen wie ein Rheumapatient (bin ich doch schon zu alt?) und permanentes Trainingsdesinteresse. Das Ergebnis: Ende Februar ein körperlicher Zustand wir vor vier Jahren, 8 kg Übergewicht etc. „Macht nix, das soll eine Prüfung sein“, dachte ich mir!
Per Biken und Bergsteigen, heuer allerdings ohne Trainingsplan, einfach nach Spaß, bin ich dann doch noch halbwegs fit geworden, dazu ein paar Einheiten mit dem von der bikelounge gepimpten Trek Remedy 9.9 im Bikepark, um technisch besser zu werden.

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Anderl Steiner ist guter Dinge ...

Zur Expedition: Der Plan ist, um 2 Uhr früh in Teheran anzukommen, dann mit meinem Guide und Fotografen zum Basislager der Südroute nach Polour (2200m) zu fahren. Dort "Check In", Materialcheck, Tests etc. Am nächsten Tag je nach Verfassung entweder gleich zum Lager 3 auf 4.200 m, oder zum Lager 2 Gusfandsara auf 3.200 m. Variante 1 wäre mir lieber, dann hätte ich einen Akklimatisationstag auf 4/2. Fotos und Videos machen, anpassen. Am 4. Tag dann um 3 Uhr früh auf den Gipfel, es sind ja immerhin ca. 1.500 Höhenmeter. Wenn alles passt, von Gipfel runter bis ins Lager 3, am nächsten Tag retour nach Teheran. Gesamt 4700 Höhenmeter.
Das interessante beim Aufstieg ist die Gegend auf ca 5/4, da sind viele Schwefelquellen, die angeblich bestialisch stinken. Schaut aber auf Videos und Fotos sicher gut aus, wenn man beim Downhill zwischen den Schwaden mit einem Bike auftaucht!
Ich habe zwei Sicherheitstage. Wenn alles nach Plan läuft, fahre ich dann noch (mit der Gondel) auf den Tochal, den Hausberg der Teheraner, der ja immerhin auch noch fast 4.000 m hoch ist. Ein bisschen Freeriden zum Abschluss mit Blick auf die Stadt (schaut ungefähr so aus, wie von der Nordkette auf Innsbruck), nur von weiter oben auf eine größere Stadt. Dann natürlich noch Geschenke kaufen in der Stadt, ein bisschen feiern und wieder heim. Danach ist meine Midlifecrisis hoffentlich endgültig vorbei ...